Stadtpark
   
 
 
                                                                                                

 
 
ZUM STADTPARK

 

Kriege im Land und Brände in unserer Stadt brachten immer wieder Belastungen für die Bevölkerung. Unter diesen äußeren Bedingungen entwickelte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Kurbetrieb in Frankenhausen und auch das Handwerk. In jener Zeit lebte der Schuhmachermeister Albert Picht in einem Haus am Anfang der heutigen Goethestraße. In unmittelbarer Nähe befand sich das Restaurant von Otto Bierbach, der spätere Barbarossagarten.

Die Entwicklung der Stadt erkennend, verwirklichte A. Picht im Jahre 1860 das Projekt eines Gaststättenbaus mit Kegelbahn an der Nordhäuser Straße in unmittelbarer Nähe der städtischen Parkanlage – den Stadtpark (Abb. 1). /1/ Aus Archivunterlagen ist für die abbiegende Straße auch die Bezeichnung „am Fahrweg zu den Kalkhütten“ zu entnehmen.

          

Abb. 1   Stadtpark 1866 /1/                                                                                                      Abb. 2   Grundriß 1878 /2/,     1   Hauptgebäude

                                                                                                                                                             2   Kegelstube,          3   Kegelbahn

Damals befand sich zwischen Restaurant und Chaussee  noch ein Abwassergraben, der im Eingangsbereich mittels einer Holzbrücke zu überwinden war.

Aus z.Z. unbekannten Gründen war 1878 Herr Friedrich Werner Eigentümer des Stadtparks und entschloss sich zum Aufstocken des Restaurants  (Abb. 3) sowie zum Anbau einer Teilveranda in Richtung Osten. /2/  Offensichtlich fand die Gaststätte regen Zuspruch, da bereits 1889 die Veranda auf die gesamte Gebäudebreite erweitert wurde.

      

Abb. 3   Fassadenansicht 1878 /2/                                                                                            Abb. 4   Ansicht um 1960

In gleicher Zeit entstand südwestlich hinter der Gaststätte zwischen Schatten spendenden Kastanienbäumen ein Musikpavillon. Konzerte in behaglicher Atmosphäre auf der Veranda oder im Freien zwischen den Bäumen waren ein Erlebnis für Kurgäste und Stadtbewohner. Später wurde gleiches Umfeld auch für Tanzveranstaltungen genutzt und gern besucht. Nicht ohne Grund stand in alten Stadtplänen der Vermerk Werner’s Etablissement.

Die Kegelstube erhielt 1895 einen Schornstein, um auch den Winterbetrieb mit einer Heizung zu ermöglichen. /4/

Schließlich erwarb Professor Huppert, damaliger Direktor des Technikums, den Stadtpark und lies 1934 einen Anbau mit Abortanlagen errichten. /5/  Die Nutzung des herrlichen Restaurants war vornehmlich Wohnzwecken und der Durchführung von Lehrveranstaltungen vorbehalten.

In den Folgejahren wurde der Abwassergraben vor der Gaststätte in Rohre gefaßt. Nach Beendigung des Krieges und dem Abzug der sowjetischen Truppen aus der Stadt übernahm die HO (Handelsorganisation) den Stadtpark. Die Kegelbahn wurde bis zur Kegelstube, die noch als Vereinszimmer diente, abgerissen. Bis in die 60iger Jahre führte eine Tür im Gaststättenraum über ein paar Stufen in die tiefer gelegene Kegelstube.

In den Folgejahren musste ein Anbau in Richtung Norden entstehen, um die Toiletten und auch die Küche zu modernisieren. Eine Verbesserung der äußeren Ansicht wurde mit der Errichtung der Stützmauer als Grundstücksgrenze entlang des Fußweges geschaffen. Im Bereich der früheren Kegelbahn wurde Sitzgruppen aus Holz aufgestellt. Die dringenden erforderlichen Werterhaltungsmaßnahmen am Stadtpark führten zur Schließung und zum Abriß der Gaststätte.

Unter der Bezeichnung einer Rekonstruktion entstand 1985 die neue Gaststätte Stadtpark (Abb. 5). Bereits im Jahre 1993, drei Jahre nach der Wende, war das Ende der Gaststättenära des Stadtparks gekommen.

   Abb. 5   Neuer Stadtpark um 1990     

In der unmittelbaren Nachbarschaft nach Süden und Osten entstanden Eigenheime. Der ehemalige Stadtpark selbst wurde im Jahre 2000 von Herrn D. Kraus, mit dem Ausblick des Umbaues zu Wohnungseinheiten, gekauft. Die verfallene  Musikhalle als letzte Erinnerung an das einstmals beliebte Restaurant wurde um die Jahrtausendwende abgerissen.

Eckhard Pförtner                                                                                                       März 2006

Quellennachweis

/1/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 12

/2/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 19

/3/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 27

/4/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 39

/5/   Thüringisches Kreisamt Sondershausen, Unterbehörde des Ministeriums des Inneren,

       unter 987 Band 1 – 48 im Thüringischen Staatsarchiv Gotha, April 2004