Ratstrasse
   
 
 
                                                                                                

 
 
RATSTRASSE  UND  IHRE  BEBAUUNG

 

Die Ratstraße, Ratsstraße oder auch Ratsgasse, wie sie vor 1870 bezeichnet wurde, ist wohl eine der ältesten Straßen und weist mit ihrem Namen bereits auf das Rathaus hin. Sie verläuft  vom Markt in südlicher Richtung, überquert heute den Jungfernstieg und endet vor den Mauern der einstigen Domäne, dem Vorwerk. In gleicher Folge wurde die Nummerierung der Hausgrundstücke vorgenommen. Die geraden Hausnummern befinden sich auf der Westseite und die ungeraden auf der Ostseite der Ratstraße. Auf die alte Nummerierung vor 1908 soll nicht eingegangen werden. Unter der Gebäudeerläuterung wird die alte Hausnummer lediglich erwähnt. 

Die Neupflasterung der Ratstraße erfolgte 1939 mit Schlackesteinen und der ehemals an der Westseite verlaufende Bürgersteig war mit kleinen Pflastersteinen (Rogenstein) belegt. Den Arbeiten ging 1938 oder auch früher die Kanalisierung voraus. Gasversorgung und Wasserleitung erhielten die Anwohner nach der Jahrhundertwende. Die genannten Versorgungs- und Entsorgungsleitungen sowie die Straßenbeleuchtung wurden 2003 erneuert und 2004 eine einheitliche Pflasterung (Granit) mit mittiger Rinne verlegt.

Die Elektroversorgung erhielten die Anwohner der Ratstraße nach 1913 über die Hofseite als Freileitungen mit einzelnen unisolierten und z.T. sehr weit gespannten Drähten. Erst 1953 wurde die Versorgung auf Freileitungen von der Straßenseite, befestigt an Stahlkonstruktionen an den Hausfassaden, umgestellt. Die Straßenbeleuchtung, einstmals bestehend aus mit Stadtgas betriebenen Straßenlaternen, wurde abgelöst durch gespannte Stahlseile mit daran befestigtem elektrischem Strahler. Drei derartige Lampen waren ausreichend für die gesamte Straßenlänge. Mit der Erdkabelverlegung in den Siebzigerjahren kam auch die neue Straßenbeleuchtung mit modernen Standleuchten.    

Der Anschluß der Ratstraße an das Telefonnetz erfolgte nach der Jahrhundertwende weitaus langsamer. So existierte 1906 von insgesamt 85 Telefonteilnehmern nur der Anschluss zur Apotheke und zur Knopffabrik August Zierfuß. Das Telefonnetz bestand aus Einzeldraht-Freileitungen, die über den Hof an die Gebäude herangeführt wurden. Erst in den Sechszigerjahren erfolgte die Umstellung auf Erdkabel an der Vorderseite der Häuser. 

Die im Stadtarchiv noch vorhandenen Bauunterlagen von 1851 bis 1942 wurden eingesehen und sollen hier in Verbindung mit den einzelnen Gebäuden zusammengefasst und ausgewertet werden. Vielleicht dienen diese Unterlagen den heutigen Eigentümern auch als Grundlage für die Erarbeitung und Fortführung einer Hauschronik.

Die Verfolgung der Gebäudeentwicklung früherer Jahre ist mit gewaltigen Problemen behaftet, da ja am 15.02.1833 die Stadt und insbesondere die Ratstraße von einem schrecklichen, unglückseligen Brand heimgesucht wurde. Zwischen Unterkirche und Rathaus standen bei heftigem Wind 170 Häuser in Flammen. Deshalb sollten die unmittelbar darauf folgenden Jahre die Schwelle und Ausgangspunkt der Betrachtungen sein.  

Den Hauseigentümern, die gelegentlich der Befragung mit zur Aktualisierung der vorliegenden Ausarbeitung beigetragen haben, sei an dieser Stelle mein Dank und meine Wertschätzung ausgesprochen.

                                         

                                               Abb. 1

                                               Auszug aus dem Stadtplan 2004 mit den Parzellen und Gebäuden sowie der eingetragenen neuen

                                               (schwarze Schrift) und alten (rote Schrift) Hausnummern. /29/

                         

                  Abb. 2                                                                                                           Abb. 3

Abb. 2

Bebauung der Westseite von links beginnend, Ratstraße 24, 22, 20, 18 und z.T. 16 (1956)                                                                                        

Abb. 3

Bebauung der Ostseite von rechts beginnend, Ratstraße z.T. 13, 11, z.T. 9, 7, 5, 3, 1 und das Rathaus. (1957)

Ratstraße 1  (alte Nr. 89)

Im Jahre 1895 ist die Galanterie- und Kurzwarenhandlung auf den Eigentümer Wilhelm Probst eingetragen, der zugleich eine Zigarrenfabrikation in östlicher Verlängerung des Grundstückes besitzt./1/ Im Jahre 1906 war der Rentner und einstiger Kaufmann Karl Winter der Eigentümer des Anwesens hinter dem Rathaus./3/ Nachweislich gehörte es 1925 Marta Gröbel./4/ Der kleine Kurzwarenladen an der Ecke des Hauses war auch nach dem Krieg noch wenige Jahre geöffnet und später ungenutzt. Durch den Brand 1969 im Nachbargebäude, der Ratstraße 3, wurde auch Gröbels (Stiller) Haus so beschädigt, dass nur ein Abriß sinnvoll erschien. Auf beiden Parzellen entstand 1977 ein zweigeschossiges Wohngebäude mit Geschäftsunterlagerung als Konsum-Drogerie. Die weitere Entwicklung des Gebäudes ist aus Ratstraße 3 zu entnehmen. 

Ratstraße 2  (alte Nr. 93)

Die Marktapotheke ist 1883 Eigentum von Dr. Paul Frantz./2/ Der Ladenbereich war über zwei Stufen von Osten zu begehen. Das Haus besitzt links die Torfahrt, über welche ein zweiter Zugang möglich ist. 1899 war Hans Tarnogroski Besitzer der Apotheke und lässt den Ladeneingang neu gestalten, indem die Tür nach links versetzt wird und rechts ein kleines Schaufenster entsteht./5/ Ab 1907 gehört die Apotheke Georg Sander, ab 1913 Heinrich Kalliefe und ab 1937 Johannes Rogge. /6/ So blieb die Apotheke mit geringen Veränderungen und durchgeführten Reparaturarbeiten bis heute in ihrer Grundbausubstanz erhalten. Eigentümer und Betreiber der Marktapotheke wurde nach der Wendezeit Harald Brandt. Neben umfangreichen Werterhaltungsarbeiten wurde der Verkaufsraum durch Absenken des benachbarten Raumes vergrößert und zwei Schaufenster sowie ein neuer Eingangsbereich geschaffen. 

                          

         Abb. 4                                                                                                                      Abb. 5

Abb. 4

Marktapotheke um 1908 /30/                                                                              

Abb. 5

Marktapotheke (2006)

Ratstraße 3  (alte Nr. 88)

Von 1895 bis 1906 betreibt der Kaufmann Carl Werther einen Kolonialwarenladen. Danach wurde Martin Hötzel der Besitzer des Grundstückes, der 1924 den Auftrag zum Umbau des Ladens erteilt./7/ Im Jahre 1941 entstand im Hofbereich das Seitengebäude./8/ Der Kolonialwarenladen wurde bis zum Beginn der Fünfzigerjahre vom Grundstücksbesitzer geführt. Danach übernahm der Konsum-Kreisverband das Geschäft für eine Drogerie. Bedingt durch einen Brand wurde das Geschäft in der Nacht zum 30.12.1969 ein Opfer der Flammen. Unter Einbeziehung des ebenfalls geschädigten Nachbargrundstückes, Ratstraße 1, kam es 1970 zum Abriß der Gebäude. In den Folgejahren bis 1976 entstand ein dreigeschossiges Gebäude. Während die Obergeschosse für Wohnungen vorgesehen waren, entstand im Erdgeschoß eine großzügig angelegte Verkaufsfläche für die Konsum – Drogerie. Im Jahre 1999 kaufte Helmut Voigt das Anwesen vom Insolvenzverwalter des Konsumverbandes in Halle und richtete eine umfangreich ausgestattete Zoohandlung ein, die am 30.11.2000 eröffnet wurde.

       

Abb. 6                                                                                                     Abb. 7

Abb. 6

Auszug aus dem Bauantrag zum Einbau eines zweiten Schaufensters 1925 /4/

Abb. 7

Zoohandlung (2004)

Ratstraße 4  (alte Nr. 94)

Im Jahre 1864 läßt der Metzger Selmar Aderhold hinter seinem Wohnhaus auf der Südseite des Hofes einen Schafstall mit Schlachthaus , einem Obergeschoß und abschließendem Walmdach errichten./9/ Westlich des hinter den Höfen der oberen Ratstraße verlaufenden Weges befand sich noch eine Scheune, die Aderhold gehörte. Südlich davon stand der Holzschuppen des Bäckermeisters Söhle (siehe Ratstraße 10). Während des Jahres 1896 wird der Schafstall noch als Arbeitsraum mit Räucherkammer ausgebaut und ein Schornstein errichtet./10/ Bereits 1895 ist Sohn Oskar mit im Geschäft. 1912 läßt Aderhold den Ladenbereich neu gestalten./11/ Eine großzügig angelegte Eingangstür mit rechts daneben befindlichem Schaufenster bis zum Fußboden sowie die Vergrößerung der linken Fenster im Erdgeschoß, lassen eine solide Fassadenansicht entstehen, die bis zum Ende des Jahrhunderts erhalten bleibt. Seit den Zwanzigerjahren übernimmt Otto Aderhold das Geschäft mit der Bezeichnung Fleischerei und Wurstfabrik. Hinter der Apotheke erhält der Besitzer noch ein Grundstück für einen Kuhstall./12/ In den Folgejahren übernimmt Rudi Aderhold das Geschäft, welches unter der HO weitergeführt wird. Der neue Eigentümer Six entscheidet sich 2000 für den Abriß des Hauses und lässt auf gleicher Fläche ein Wohn- und Geschäftshaus errichten.     

     

Abb. 8                                                                                                    Abb. 9

Abb. 8

Auszug aus dem Bauantrag zur Neugestaltung des Ladeneingangs und Fensterbereiches 1912 /11/                                     

Abb. 9

Teilansicht der Bebauung der Westseite. Die Hausnummern sind am oberen Bildrand vermerkt. (2004)

Ratstraße 5  (alte Nr. 87)

Im Jahre 1906 ist das Grundstück das Eigentum der Geschwister Richart./3/ Die Witwe Dorothee Richart bewohnt noch das Haus. 1925 ist Hermann Diener Besitzer des Wohnhauses und lässt in diesem Jahr den Schornstein erneuern./4/ Bis heute wird das Gebäude für Wohnzwecke genutzt und von der Familie Günther bewohnt.(siehe Abb. 13)

Ratstraße 6  (alte Nr. 95)

Im Jahre 1880 war der Leinenwarenhändler Carl Blau Eigentümer der Parzelle sowie der Bebauung. Zu jener Zeit wurde das nördliche Seitengebäude mit Schweineställen im Hofbereich errichtet./13/ Der Schuhmachermeister Franz Muth, dem 1899 das Gebäude gehörte, lässt neben der Hauseingangstür noch eine Ladentür einbauen und danach den Schornstein erneuern./14, 11/ Nach dem Eigentumswechsel gehört 1922 das Anwesen dem Ingenieur Otto Kessler, der einen zweiten Schornstein errichten lässt. Drei Jahre später erhielt der Ladeneingangsbereich eine nach innen gelegte Treppe sowie ein Schaufenster anstelle der zweiten Haustür./7, 4/ Danach wurde Cornelia Trampler Eigentümerin und betrieb wenige Jahre ein Putzmachergeschäft. Bereits vor dem Krieg seit 1932 bis in die Fünfzigerjahre wurde der Geschäftsbereich als Elektrogeschäft mit Reparaturannahme von Hugo Knorr genutzt. Von der HO (Handelsorganisation) wurde schließlich das Geschäft für Milch und Milchprodukte übernommen und bis zur Wende genutzt. Im Jahre 1995 erfolgte der Abriß des gesamten Gebäudes einschließlich des Kellergewölbes. Noch im gleichen Jahr entstand ein Wohnungsneubau mit Funktionsunterlagerung als Lückenbebauung durch den Erben Dieter Jenrich in Partnerschaft mit Dr. Gerd Meindl nebst Frau Barbara.

                                                             

                 Abb. 10                                                                                                         Abb. 11 

Abb. 10                 

Bestandteil des Bauantrages zur Veränderung  des Ladenbereiches 1925 /4/

Abb. 11

Ersatzneubau  in Bildmitte (2003)

Ratstraße 7  (alte Nr. 86)

Das Anwesen gehörte 1906 dem Maurerpolier Hermann Große./3/ Danach übernahm Friedrich Andre das Grundstück. Durch ihn erfolgten im Inneren des Wohnhauses Umbauten und Veränderungen bis 1915./15/ Im Jahre 1925 folgte der Schornsteinbau im Hofgebäude. Nach Kläre und Otto Andre ist das Wohnhaus durch Ute Wollenheidt in der vierten Generation das Eigentum der Familie geblieben.(siehe Abb. 13)

Ratstraße 8  (alte Nr. 96)

Das Gebäude wird in den Überlieferungen unter Schuhwarengeschäft Friedrich Wagner im Jahre 1895 erwähnt. Bereits vier Jahre später steht der Eigentumsnachweis auf die Witwe Anna Wagner. Ab dem Jahre 1921 ist Hugo Leudolf Besitzer des Grundstückes und lässt im gleichen Jahr den Schornstein erneuern und 1925 die Seitengebäude im Hof rekonstruieren. /4/ Von Leudolfs wurde im Haus eine Wäscherei betrieben. Im Jahre 1940 kaufen Göllert’s das Grundstück, was auch im Familienbesitz unter den Namen Stockfleth und später Bischoff geblieben ist und auch bewohnt wird.

Abb. 12 

Teilansicht der Westseite von links z.T. Nr. 10, 8 und z.T. Nr. 6 (2006)

Ratstraße 9  (alte Nr. 85)

Bereits vor der Jahrhundertwende war das Eckhaus in Besitz der Familie Liebau. Seit 1899 war nachweislich die Witwe Friederike Liebau die Eigentümerin des Hauses und Mutter des Schneidermeisters Wilhelm Schatz. Die Schneiderstube blieb bis in die Fünfzigerjahre erhalten. Der Besitz ging an die Tochter über und ist bis heute in Eigentum der Familie Hucke und somit in Familienbesitz. Der in der Martinigasse vorhandene schmale Hofzugang wurde nach 1915 zur Schaffung einer fortlaufenden Häuserfront geschlossen. In den Siebzigerjahren erhielt das gesamte Gebäude neue Fenster und einen Außenputz. 

Abb. 13

Teilansicht der Ostbebauung oberhalb der Martinigasse von rechts Nr. 9, 7 und 5 (2006)

Ratstraße 10 (alte Nr. 97)

Bevor auf die Bäckerei an der Ecke Ratstraße zur Quergasse eingegangen wird, soll noch kurz der Weg hinter den Häusern Ratstraße 4 bis 10 erwähnt werden. In den Bauunterlagen wird wiederholt angegeben, dass die Hofbebauung nur bis zu der von der Quergasse in Richtung Norden verlaufenden Gasse erfolgen darf. Ein Relikt aus vergangener Zeit sind die rechteckigen Sandsteinsäulen beidseitig zu Beginn des Weges in der Quergasse. Heute sind davon nur noch die beiden untersten Blöcke sichtbar. Es liegt nahe, dass sich hier der Zugang zum Friedhof bzw. der Weg zur früheren Stadtkirche St. Jacob befand.

Aus den Unterlagen des Jahres 1860 ist bekannt, daß der Bäckermeister Söhle die Bäckerei an der Ecke zur Quergasse betrieben hat./9/ In den Jahren 1895 bis 1906 ist Wilhelm Barschleben der Eigentümer des Handwerksbetriebes./3/ Bereits nach wenigen Jahren geht das Anwesen 1911 an den  Bäckermeister Moritz Grob über, der am 7.10.1909 sein Gewerbe anmeldete. Mit der Übernahme lässt er den abgebrannten Schuppen zum Hofgrundstück der Ratstraße 6 wieder instand setzen. Außerdem wurde hinter dem Backhaus ein Abort über zwei Etagen angebaut./11/ Im Jahre 1934 läßt der damalige Eigentümer Wolfram im Erdgeschoß des Vorderhauses größere Fenster sowie einen zweiten Zugang zum Haus einbauen, um ein Kaffee zu betreiben./16/ Bereits 1935 kauft und betreibt Franz Girod das Geschäftshaus. In der Erbfolge übernimmt dessen Sohn Klaus das Geschäft und führt dieses bis zur Schließung aus Altersgründen im Jahre 2002.  

              

Abb. 14                                                                                                                                        Abb. 15

Abb. 14

Wohn- und Geschäftshaus (2004)                                                             

Abb. 15

Von der Quergasse in Richtung Norden abzweigender Weg hinter der Westbebauung der Ratstraße mit den noch vorhandenen untersten Sandsteinblöcken der ehemals rechteckigen Säulen (2006)

 

Ratstraße 11 (alte Nr. 80)

Das Grundstück war einst nur mit dem Eckgebäude mit Eingang von der Quergasse bebaut. Im Jahre 1866 ließ der Eigentümer und Steindruckereibesitzer Carl Walter ein Seitengebäude für die Druckerei entlang der Ratstraße in südlicher Richtung bauen. Am Ende des Anbaus wurde ein Zugang zum Hof geschaffen./9/ Carl Walter war Stadtratsmitglied und wurde gelegentlich der Einweihung der Bürgerschule mit einer Drucksache beauftragt. Seit 1906 ist der Knopffabrikant Theodor Hoffmann Besitzer des Grundstücks. Walter war zu dieser Zeit in der Kräme 29 präsent. Im Jahre 1913 wurde im Hof die Waschküche errichtet. Den Bauantrag stellte Karoline Hoffmann, die damals Besitzerin war./17/ Bis in die Fünfzigerjahre war das Haus von einem Ehepaar Hoffmann bewohnt. Danach wechselten oft die Mieter. Schließlich erfolgte 1983/85 der Abriß des Gebäudes. Im Jahr 2000 wurden durch einen Neubau an gleicher Stelle 3 Sozialwohnungen (Ratstraße 11) geschaffen und mit dieser Maßnahme in Verbindung mit weiteren Wohnungen die Baulücke in der unteren Ratstraße geschlossen. Die Gebäude sind Eigentum von Hans Joachim und Birgitt Reinshaus.

 

                          Abb. 16                                                                                                                                        Abb. 17

Abb. 16

Abrißarbeiten an der Ratstraße 11 (1984)

Abb. 17

Ersatzneubau an der Ostseite unterhalb der Martinigasse. Die Hausnummern sind am oberen Bildrand vermerkt (2003)

Ratstraße 12 (alte Nr. 98)

Das Eckhaus zur Quergasse hatte früher wie heute die Haustür in der Quergasse. Seit 1906 war das Grundstück das Eigentum von Karl Knabe. Im Jahre 1925 wurde auf Bauantrag von Hermann Knabe ein Eckzugang mit Stufen sowie ein Schaufenster zur Ratstraße geschaffen./4/ Nach dem Krieg führte Hanke das Friseurgeschäft bis zur Schließung weiter. Später erfolgte der Rückbau für Wohnzwecke. In den Sechzigerjahren erwarb Helene Heinze das Grundstück. Seit 2004 ist Uwe Rüger der Besitzer des Anwesens. 

                                                                 

                                         Abb. 18                                                                                           Abb. 19                 

Abb. 18

Auszug aus dem Bauantrag zum Einbau eines Eckzuganges sowie eines Schaufensters 1925 /4/

Abb. 19

Ansicht der Eckbebauung zur Quergasse (2004)

Ratstraße 13 (alte Nr. 78)

Der Schuhmacher Karl Haubold war seit 1895 bis 1906 Eigentümer des Grundstückes. Danach war es im Besitz des Weißgerbers Hugo und Berta Suphan. Nach dem Krieg übernahm die Tochter Gertrud Wittig und danach die Söhne Ludwig und Lothar das Grundstück bis zum Verkauf 1983. Im Jahre 1983/85 mußte das Gebäude in Verbindung mit den benachbarten Häusern abgebrochen werden. Erst im Jahre 2000 entstand auf dem Grundstück der Nr. 13 und 15 ein Gebäude mit 6 WE im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus mit der laufenden Nr. 13-15 als Eigentum von Hans Joachim und Birgitt Reinshaus.

Ratstraße 14 (alte Nr. 79)

In den Unterlagen wird z.T. auch als alte Hausnummer neben der 79 die 81 angegeben, was auf ein ehemals doppeltes Grundstück hinweist. Das großzügig angelegte Wohnhaus von August Zierfuß, dem Begründer der Perlmutterknopfindustrie in unserer Stadt (1831), befindet sich auf einem Grundstück, welches sich durchgehend bis zur nach ihm benannten Straße erstreckt. Der Eingang befand sich in der Ratstraße und wurde erst 2003 durch ein Fenster ersetzt (roter Sandsteinsockel unterhalb des von rechts zweiten Fensters). Zur Schaffung von Arbeitsräumen wurde 1863  im Hof an der südlichen Grundstücksgrenze zwischen Scheune, Kuhstall und Wohnhaus ein Anbau errichtet./11/ Im Jahre 1894 entstand ein kleines Seitengebäude für Abortanlagen im nordöstlichem Teil des Hofes, angrenzend an das Grundstück von Carl Zimmermann  in der Querstraße 2. /18/ Die Schornsteinerneuerungen folgten in den nächsten Jahren und sollen lediglich erwähnt werden. Schließlich wurde 1902 die Scheune zur damaligen Hundegasse durch einen gelben Klinkerbau mit rechts liegender Torfahrt mit Tor ersetzt. /19/Innerhalb der nächsten zehn Jahre erhielt Zierfuß durch die nördlichen Nachbarn Prinz und Zech die Möglichkeit zur Schaffung einer Hofeinfahrt an der nördlichen Grundstücksgrenze und somit zur Schließung der im südlichem Teil des Gebäudes befindlichen Torfahrt. Östlich hinter der ehemaligen Scheune entstand 1925 ein Motorenhaus zum Antrieb von Maschinen bzw. zur Stromerzeugung./4/, /16/ Die Knopffabrikation hatte um die Jahrhundertwende Max Mehler übernommen. 1953 wurde u.a. auch die Knopfindustrie verstaatlicht und die Räumlichkeiten durch den Mühlenbaubetrieb und schließlich seit 1956 wieder von der Knopfindustrie genutzt. Im Jahre 2003 kauften Helmut Voigt und Peter Jahn das Anwesen und rekonstruierten das Haus für Wohnzwecke mit einem Zugang von der August-Zierfuß-Straße. 

    

Abb. 20

Nach der Grundinstandsetzung (2004)

Ratstraße 15 (alte Nr. 76)

Nach Unterlagen aus dem Jahre 1869 gehörte  das Gebäude zuvor Herrn  Lohmann. Zur genannten Zeit ist es Eigentum des Holzhändlers Zinke, der eine Kochstelle im Seitengebäude einzurichten beabsichtigte. Der nördliche Kellerbereich war Durchgang und Werkstelle zugleich. /23/ Zur Jahrhundertwende war das Anwesen Eigentum von Louise Marktscheffel. Danach war Wilhelm Tänzer Eigentümer des wohl ältesten Hauses in der unteren Ratstraße. Das Baujahr ist gleichzusetzen mit dem der Nr. 23. Die genannten Häuser besaßen nach der Hauseingangstür ein paar nach unten führende Stufen innerhalb des Hauses bis zur Kellersohle. Es darf angenommen werden, dass die frühere Ratsgasse wesentlich tiefer als die spätere Straße angelegt war. Bis zum Abriß in den Jahren 1983/85 war es Eigentum der Familie Tänzer. Dank der Initiative von Hans Joachim und Birgitt Reinshaus entstand im Jahre 2000 auf dem Grundstück der Nr. 13 und 15 ein Gebäude mit 6 WE im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus mit der laufenden Nr. 13-15.

Abb. 21

Teilansicht der Ostbebauung in der unteren Ratstraße. Die Hausnummern sind am

unteren Bildrand vermerkt (2006)

Ratstraße 16 (alte Nr. 77)

Um 1895 war das Grundstück das Eigentum des Stadtkämmerers Arno Große. Die Parzelle hatte keinen Zugang von der August-Zierfuß-Straße. Die dort befindliche Scheune war 1902 Eigentum des Zigarren- und Essigfabrikanten Friedrich Dietrich /19/ und später von Max Mehler. Somit ist es verständlich, wenn stets die Torfahrt von der Ratstraße erhalten geblieben ist. 1939 läßt Kurt Wenk als Eigentümer des Anwesens eine Klempnerwerkstatt im Hof und einen Laden mit Schaufenstern zur Ratstraße einbauen./20/ In den Sechszigerjahren wurden die Schaufenster wieder zurückgebaut, um die Räumlichkeiten für Wohnzwecke zu nutzen. Bis heute blieb das Grundstück in Familienbesitz und ist Eigentum von Hanna Pätz. Im Jahre 1980 wurde die Scheune gekauft und somit der Zugang zur August-Zierfuß-Straße gesichert.     

Abb. 22

Teilansicht der Westbebauung von links beginnend Nr. 20 z.T., 18, 16 und 14 z.T. (2006)

Ratstraße 17  (alte Nr. 74) 

Das Gebäude war vor 1860 Eigentum der Familie Steinbeiß /11/ und später nach der Jahrhundertwende Eigentum des Schuhmachermeisters Karl Uting. Adolf Otto und dessen Familie bewohnten danach das Haus nahezu bis zum Abriß im Jahre 1983/85. Durch die Initiative von Hans Joachim und Birgitt Reinshaus entstand im Jahre 2000 auf dem Grundstück der Nr. 17 und 19 ein Gebäude mit 2 WE im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus mit der laufenden Nr. 17. Das kleine Hofgelände blieb unverändert erhalten.

Die Nummerierung 17-19 wäre verständlicher. (siehe Abb. 21)

Ratstraße 18 (alte Nr. 75)

Der Holzhändler Robert Lange bewohnt noch 1906 das Grundstück. Am 30.01.1907 wurde das Anwesen  durch M. Lange zum Verkauf angeboten. Der hochgelegte Keller setzt sich wie im Nachbarhaus Nr. 20 auch hier fort. Der neue Besitzer, Dachdeckermeister Karl Helbing, lässt 1907 im Hofbereich eine Waschküche bauen./21/ Damit ist die gesamte Nordseite des Hofes bebaut. Die Scheune, mit dem Zugang von der August Zierfuß Straße, stand bereits und diente als Niederlage für das Geschäft. Seit der Vorkriegszeit war das Haus lediglich Wohnzwecken vorbehalten und Eigentum der Familie Kirchner.

1988 kaufte Ursula Pätz das Haus und 1990 das gesamte Grundstück. Nach dem Abriß der Seitengebäude im Hof wurde das Grundstück übersichtlich gestaltet. (siehe Abb. 22) 

Ratstraße 19 (alte Nr. 72)

Der Anspanner Steinbeiß stellte im Jahre 1860 den Antrag zum Bau eines für diese Zeit üblichen kleinen Wohnhauses. /22/ Durch Tierhaltung oder erforderliche Unterstellmöglichkeiten wurde der kleine Hofraum noch durch Anbauten verkleinert. Nach der Jahrhundertwende war das Gebäude Eigentum von Hermann Hausburg. In den Jahren um 1960 erwarb Hilde Gassmann das Haus und lebte dort nahezu bis zum Abriß im Jahre 1983/85. Die Neubebauung erfolgte wie unter Ratstraße 17 beschrieben im Jahre 2000.(siehe Abb. 21)

Ratstraße 20 (alte Nr. 73)

Das Wohnhaus besitzt einen hochliegenden Keller und hatte in früherer Zeit gewiß südlich nahe der Grundstücksgrenze von der Ratstraße eine Torfahrt. Zu jener Zeit war der westliche Teil der Parzelle zur August-Zierfuß-Straße als Garten genutzt, woran noch der große Birnbaum bis in die Jahre um 1960 erinnerte. Der große Hof  wird durch das nördlich entlang der Grundstücksgrenze errichtete Seitengebäude mit Steildach, in dem sich die Essigniederlage sowie ausreichend Bodenraum befindet, eingeschränkt. 1865 läßt der Besitzer und Essigfabrikant Johann Fuhrmeister einen Schuppen mit Pultdach sowie einem darunter liegenden Keller in Verlängerung der Niederlage bauen./9/ J. Fuhrmeister war um 1860 Mitglied der Brauerschaft. 1906 war Robert Fuhrmeister der Eigentümer des Grundstückes, der dasselbe wenige Jahre später an Otto Pförtner verkaufte.

Die Räumlichkeiten der Essigniederlage wurden nach 1932 für den Einbau von Eismaschinen mit gleichzeitiger Roheisherstellung sowie zur Unterbringung der Motorräder zum Verkauf von Eis genutzt. 1935 erfolgte der Bau einer Autogarage auf der Nordseite des Grundstückes mit Ausfahrt zur August-Zierfuß-Straße.

Erst nach dem Verkauf der Gesamtparzelle mit Bebauung um 1967 an Adolf Lerch  erfolgten bis 1977 Werterhaltungen am Wohnhaus und die Errichtung eines separaten Wohngebäudes, August-Zierfuß-Straße 7. Der oben erwähnte Essigkeller sowie die Garage sind in ihrer Bausubstanz auch heute noch erhalten und wurden überbaut. Nach erfolgter Trennmessung des Gesamtgrundstückes wurde 1978 der hintere und zuletzt erläuterte Teil an I. Ludwig und der vordere Teil an  Helma Haake verkauft. Bereits 1984 übernahmen Hubert und Gertrud Giesler durch Kauf den vorderen Grundstücksteil und bewohnen mit dem Sohn das Gebäude. 

          

Abb. 23                                                                                                                                        Abb. 24

Abb. 23

Ratstraße 20 im rechten Teil des Bildes. Der Eingang und das daneben liegende Fenster sind der Bereich der ehemaligen Torfahrt. Der unter-           

brochene Sandsteinsockel deutet ebenfalls darauf hin. (etwa 1980)                   

Abb. 24

Seitengebäude der nördlichen Hofbebauung. Die linke Bildhälfte ist zugleich die Bebauung der August-Zierfuß- Straße 7 (2006)

Ratstraße 21 (alte Nr. 70)

Um 1860 war der Schuhmachermeister Bock der Eigentümer des Gründstückes./22/ Im Jahre 1902 kauft der Steinsetzmeister Friedrich Winzer, der Sohn des Steinsetzmeisters Carl Winzer aus der Langestraße (Poststraße), das Anwesen von Fräulein Bock. Die Pflasterarbeiten u.a. der Bahnhofstraße und Frauenstraße wurden von dieser Frankenhäuser Firma nach der Jahrhundertwende ausgeführt. Die Gewerbeanmeldung erfolgte am 11.01.1906. Bis heute ist das Wohnhaus in Besitz der Familie Winzer durch Asta Fanfara.(siehe Abb. 21)

Ratstraße 22 (alte Nr. 71)

Das Grundstück verläuft von je her durchgehend bis zur August-Zierfuß-Straße und besitzt somit einen Hintereingang. Vor 1862 war es Eigentum des Herrn Kutzleb. Im gleichen Jahr übernahm Bäckermeister Werner das Anwesen und errichtete einen Flachbau mit einem Pultdach als Seitengebäude. Backstube sowie Backhaus mit Ofen waren in der gleichen Folge von Ost nach West und an gleicher Stelle angeordnet, wie auch vor fünfzig Jahren der Bestand war. Im Hofraum befand sich lediglich nord-westlich ein Holzschuppen./22/ Um 1895 bewirtschaftete Hermann Tetzel die Bäckerei./1/ Nach der Jahrhundertwende kaufte und übernahm der Bäckermeister Otto Pförtner, mit der Gewerbeanmeldung vom 1.05.1902, das Geschäft. Das Seitengebäude wurde aufgestockt und die Nord- und Westaußenwand durch verputztes Klinkermauerwerk ersetzt.      

Seit 1952 waren die Gewerberäume an den Konsum-Kreisverband vermietet. Bauliche Veränderungen, wie die Schließung und Abdeckung des Brunnens mit einer Sandsteinplatte am Ende des Seitengebäudes, der Einbau von WC und Duschanlage, Kläranlage, Hofüberdachung, Aufzug und der Einbau eines Doppelofens, waren Voraussetzungen für die Verpachtung.

Das Vorderhaus mit seinem kleinen Gewölbekeller sowie den bis zu 60 cm dicken Feldsteinaußenwänden lässt auf ein frühes Baujahr schließen. Auch nach dem großen Brand von 1833 ist das Gebäude nicht umfassend erneuert worden.   

1972 erfolgte der Verkauf an Horst Friedrich und später an Hans Schütze. Die im Erdgeschoß links neben dem Laden einst vorhandenen Fenster wurden im Sinne einer gewerblichen Nutzung zu Schaufenstern vergrößert. Seit 2001 werden die Räumlichkeiten als Kosmetikstudio genutzt.

Scheune, Stallungen, Trockentoiletten und Kohleschuppen wurden vollständig abgerissen.

 

         

Abb. 25                                                                                       Abb. 26  

Abb. 25

Hausansicht (1956)                                                           

Abb. 26

Von rechts beginnend Nr. 20, 22 und z.T. 24 (2003)

Abb. 27

Seitengebäude mit früherer Bäckerei im Erdgeschoß und vorgelagerte Überdachung des Hofganges (2006)

                                              Abb. 27

                                                                                      

Ratstraße 23 (alte Nr. 68)

Noch zur Jahrhundertwende war das Grundstück das Eigentum des Handarbeiters Wilhelm Rottleb. Nach einem Bauantrag zur Errichtung eines Stalles aus dem Jahre 1925 war der Hauseigentümer der Geschirrführer Otto Söhle./4/

Das Gebäude gehörte wohl neben der Nr. 15 zu den ältesten in der Ratstraße. Der Hausflur lag etwa 50 cm unter dem Niveau des Straßenpflasters. Im Rahmen der Werterhaltung erhielt das Haus in den Fünfzigerjahren einen neuen Außenputz.

Nach dem Ankauf des Grundstücks durch Bernd Fanfara wurde das Gebäude im Jahre 1980 abgerissen. Der Neubau mit Nebengelassen konnte 1990 fertig gestellt werden und hat bis heute den Eigentümer nicht gewechselt.(siehe Abb. 21)

Ratstraße 24 (alte Nr. 69)

Der Schuhmachermeister Gottfried Freitag lässt den oberen hölzernen Teil des Schornsteins 1871 abreißen und durch massives Mauerwerk ersetzen. Die Schlotveränderungen sind Schlussfolgerungen aus den Bränden der letzten Jahre und ziehen sich bis zur Jahrhundertwende als typische Baumaßnahmen hin.

Ein Bauantrag des Schuhmachermeisters Karl Freitag aus dem Jahre 1870 bezieht sich auf den Schornsteinbau im Seitengebäude./23/ Die unterschiedlichen Hausbesitzer innerhalb von zwei Jahren sollen hierbei ungeklärt bleiben.

1906 ist der Maurer und Fleischer Richard Heine Eigentümer des Hauses./3/

In den Fünfzigerjahren erfolgte vom damaligen Hauseigentümer Erich und Erna Krause eine vollständige Rekonstruktion des Hauses und des Hofgebäudes. Nach der Fertigstellung wird durch die Ehefrau eine Flaschenbierhandlung betrieben. Im Jahre 1969 kaufen Günther und Marianne Ziesemar das Gebäude und bewohnen es bis heute.

Abb. 28

Straßenansicht der Westseite von links beginnend Nr. 28, 26, 24 und teilweise 22 (2006)

Ratstraße 25 (alte Nr. 66)

Aus den Unterlagen ist zu entnehmen, daß das Gebäude 1906 Minna Hildebrandt und in späteren Jahren Müllers gehörte. Im Jahre 1961 kaufte August Jüstel das Haus, welches seine Frau Gerda übernahm und bis heute bewohnt.

Abb. 29

Teilansicht der Ostseite von rechts beginnend Nr. 27, 25 und 23 (2006)

             

Ratstraße 26 (alte Nr. 67)

Das Gebäude tritt in den Bauanträgen zur Wertverbesserung der Häuser nicht in Erscheinung. Vor der Jahrhundertwende sind die Eigentümer der Zimmermann Hermann Volkland und die Witwe Karoline Volkland. Seit der Vorkriegszeit war es Eigentum von Else Sroka und blieb bis heute im Besitz der Familie Sroka.(siehe Abb. 28)

Ratstraße 27 (alte Nr. 64)

Bereits 1906 ist das Gebäude das Eigentum von Albert Jahn. Später übernimmt Willi  Jahn das Haus. Derselbe verkaufte 1966 das Anwesen an Siegfried Winzer, der es im Jahre 1985 an D. Krause veräußerte. Seit wenigen Jahren ist Rolf Dittmann der Eigentümer des Gebäudes.

(siehe Abb. 29)

              

Ratstraße 28 (alte Nr. 65)

Der Tischlermeister August Henfling ist 1906 Eigentümer des Grundstückes./3/ Nachweisbar besitzt derselbe 1895 auch die Tischlerei in der August Zierfuß Straße 9, wird jedoch in dem Adressbuch des genannten Jahres nicht erwähnt.

In der Vorkriegszeit ist Emilie Meyer Besitzerin des Wohnhauses in der Ratstraße. Bis heute ist das Grundstück in der Familie verblieben und ist seit etwa 20 Jahren im Besitz von Uwe Rohde.(siehe Abb. 28)                                                                       

Ratstraße 29 (ehemals Jungfernstieg Nr. 42)

Der Stellmachermeister August Setzepfand lässt 1906 die Waschküche und den Schuppen neben der Werkstatt bauen. In der Zeichnung von Franz Rose wird die verlängerte Ratstraße als Wächtergässchen bezeichnet./24/ 1910 wird die Werkstatt vergrößert./25/ Ein weiterer Schuppen wird 1921 errichtet./26/ In den Folgejahren übernimmt der Sohn Hugo und danach dessen Sohn Dieter das Geschäft. Die Verbindung mit dem Eckhaus Jungfernstieg Nr. 18 sowie die Hauserweiterung auf die frühere Parzelle von Hildebrandt am Jungfernstieg erfolgte 1929. In den letzten Jahren entstand an der südlichen Grundstücksgrenze zum Vorwerk ein Zweckgebäude. Durch die Söhne Christian und Thomas ist das Geschäft in der vierten Generation in der Hand der Familie Setzepfand.

Abb. 30

Ansicht der Eckbebauung Ratstraße und Jungfernstieg (2006)

Ratstraße 30 (alte Nr. 63)

Der in der Martinigasse Ecke Schloßstraße ansässige Zigarrenfabrikant Friedrich Dietrich läßt 1856 die Ecke Ratstraße – Jungfernstieg bebauen. Von Norden nach Süden entstand mit zwei Etagen ein Wohnhaus, die Essigniederlage und die Essigbrauerei. Durch die L-förmige Bebauung war die Hausfront geschlossen und dennoch entstand hinter der Niederlage ein kleiner Hof für die Bewohner, um sich Schweine für den Lebensunterhalt zu füttern./27/

Erst 1868 läßt Dietrich in der Martinigasse hinter seinem Wohnhaus eine weitere Essigfabrik mit Niederlage errichten.

Im Jahre 1921 übernahm der Müller Max Knuth das Anwesen und richtete eine Samen- und Getränkehandlung im Erdgeschoß mit einem Eckzugang und zwei Schaufenstern ein./28/ Nach dem Krieg wurde der Laden geschlossen und über einige Jahre hinweg der Getränkeverkauf im Hausflur bzw. an der Haustür aufrecht erhalten. Ohne nennenswerte Werterhaltung stand das Gebäude bis in die Achtzigerjahre und wurde schließlich abgerissen. Als Ersatzbau entstanden lediglich zwei Garagen. 

                                      

Abb. 31                                                                                      Abb. 32

Auszüge aus dem Bauantrag zur Errichtung von zwei Schaufenstern und einen Eckzugang für ein Geschäft im Jahre 1922 /28/

Abb. 33

Eckbebauung mit Garagen nach dem Abriß der Essigbrauerei (2006)

Eckhard Pförtner                                                                                                   November 2006

 

Quellennachweis

/1/   Adreß- und Auskunftsbücher Frankenhausen, Möckel’s Verlag, Leipzig, 1895,    

       Heimatmuseum IV – 61

/2/   Adreß- und Geschäftshandbuch von Solbad Frankenhausen, Verlag von C. Werneburg,  

       1899, Heimatmuseum

/3/   Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Solbad Frankenhausen, Verlag C. Werneburg,  

       1906, Heimatmuseum

/4/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 61

/5/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 40

/6/   Veröffentlichung des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen, Heft 19, S.104, 

       Druckerei Möbius, Artern, 2005

/7/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 69

/8/   Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XLVI, Thüringischen  

       Staatsarchiv Gotha, April 2004

/9/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 12

/10/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 36

/11/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 60

/12/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 65

/13/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 20

/14/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 38

/15/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 63

/16/ Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XXI, Thüringischen  

       Staatsarchiv Gotha, April 2004

/17/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 62

/18/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 33

/19/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 45

/20/ Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XVII, Thüringischen  

       Staatsarchiv Gotha, April 2004

/21/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 49

/22/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 11

/23/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 14

/24/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 50

/25/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 57

/26/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 64

/27/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 9

/28/ Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 68

/29/ Amtsblatt der Kur- und Erholungsstadt Bad Frankenhausen, Jahrgang 15, Nummer 4,

       25.02.2004

/30/ Bad Frankenhausen in alten Ansichten und kurzen Texten, Kreisheimatmuseum Bad

       Frankenhausen, Ulrich Hahnemann, Helga Ritter, Verlag SUUM CUIQUE, 1997

 

Erster Nachtrag

Nach Fertigstellung des Beitrages standen noch ergänzende Bilddokumente zur Verfügung. Unmittelbar vor Abriß der unteren Ratstraße 11,13,15,17,19 und 23 wurden die Aufnahmen im Winter 1980 bzw. 1983 gefertigt. Da keine anderen Ansichten der ehemaligen Häuser zur Verfügung stehen, sollen die Bilder dennoch zur Dokumentation mit verwendet werden.

            

Abb. 1                                                                                                        Abb. 2

Ratstraße z.T. 11, 13 und z.T. 15 von links nach rechts (1983) /1/            Ratstraße  15, 17 und  z.T. 19 von links nach rechts (1983) /1/

Abb. 3

Ratstraße 23  (1980) /1/

Eckhard Pförtner                                                                                                  Juni  2007

Quellennachweis

/1/   Bildersammlung des Stadtbauamtes, Stadtarchiv Bad Frankenhausen