Bachmühle
   
 
 
                                                                                                

 
 
BACHMÜHLE

 

Die Bachmühle ein Gehöft, das einst am Rande der Stadt, jedoch außerhalb der Stadtmauer,  zwischen Bachweg und dem Rottleber Weg sich erstreckte. Der Gutshof am Bachweg 44 gehörte neben der Teichmühle und der Domäne zum Besitz des Zisterzienserinnen-Klosters St. Georg in unserer Stadt. (Abb. 1)

   Abb. 1   Bachmühle etwa vor 1920 /1/

Einstmals wurde die Mühle über den Mühlgraben mit Wasserkraft versorgt. Mit dem Bau des Flutgrabens musste derselbe mit einem Holztrog überquert werden, um den Mühlenbetrieb aufrecht zu erhalten. Der Mühlgraben von der Teichmühle kommend, verlief westlich des Teiches, am Wohnhaus der Bachmühle vorbei und schließlich südlich des Bachweges in Richtung Osten. Aus der Überlieferung ist bekannt, dass einst auch Bier hier gebraut und ausgeschenkt wurde. Erst im Herbst des Jahres 1919 wurde der ehemalige Saalanbau /2/ für Wohnzwecke ausgebaut. (Abb. 2) Der Zigarrenfabrikant Emil Krey war zu dieser Zeit Eigentümer des Gutes und wohnte am Wallgraben. Das nach dem Saal in Richtung Westen anschließende 36 m lange Stallgebäude ließ der Besitzer im Sommer 1920 bauen. (Abb. 3)

                                       

Abb. 2   Saalansicht von der Straße /2/                                   Abb. 3   Projekt des Stallgebäudes 1920 /2/              

                                                                                                                         

Der an den Saal angrenzende Schuppen wurde in dem Stallbau mit integriert. Voraussetzung für das Stallgebäude war die Verfüllung des Mühlgrabens. Zu dieser Zeit war bereits Elektroenergie in der Stadt vorhanden und die Wasserkraft für den Mühlenbetrieb bedeutungslos geworden. Lediglich für den Zufluss des Teiches hatte der Mühlgraben noch eine bleibende Bedeutung.

Noch im Spätherbst des Jahres 1920 errichtete der Besitzer Krey einen Eiskeller unmittelbar am Rottleber Weg. /3/ Ein mehrschichtiges Mauerwerk mit Zwischenräumen und Dämmung sorgte für die Lagerung von Roheis und ggf. auch Kühlgut.

Im Jahre 1928 übernahm die Familie Börner das Anwesen. Es ist wohl in früherer Zeit sowie auch unter Börners in der Bachmühle ständig abgerissen, angebaut und neu errichtet wurden. So entstanden 1935 südwestlich der Stallungen zwei runde Futtersilos aus Beton. Im Sommer 1937 folgte die Errichtung einer Betonstützmauer von 3 bis 4 m Höhe nördlich des Teiches sowie der Bau einer Düngergrube ebenfalls aus Beton. /4/ (Abb. 4)

   Abb. 4  Baubestand der Bachmühle von 1900 bis 1937 mit projektiertem Straßenverlauf (rot), gelber Pfeil = Toreinfahrt /2/

                                    1     Wohnhaus                                            6     Stallneubau 1920 (gelber Pfeil = Toreinfahrt

                                    2     Turbinenraum                                      7     Erweiterung des Seitengebäudes

                                    3     Saalumbau 1919                                   8     Eiskeller    

                                    4     Stallgebäude                                         9     Betonstützmauer

                                    5     Schuppenanbau 1919                          10    Düngergrube

Nach dem Umbruch und der Enteignung der Großbauern im Jahre 1945 erfolgte in den weiteren Jahren der Abriss des Gesamt-komplexes und somit bedingt auch das Ende der Bachmühle.

Mit der Gründung der LPG sollte ein Bildungszentrum sowohl zur Übermittlung fachlichen Wissens als auch der Ideologie geschaffen werden. Es entstand das Kulturhaus am Standort des früheren Wohnhauses der Bachmühle mit Klubräumen für 300 Personen, Küche, Leseräumen, Spiel- und Bildwerferraum und Bibliothek als eine Stätte der Begegnung. Die Übergabe erfolgte am 28.07.1952. (Abb. 5)

   Abb. 5   Kulturhaus 1953 /5/   

Nach intensiver Nutzung war es schließlich verweist und in den 80er Jahren ungenutzt.

Auf der Grundfläche des früheren Stalles entstand zu Beginn der 70er Jahre ein Wohnblock z.T. aus vorhandenen Baumaterialien und Grundmauern des Baubestandes der Bachmühle. Der Bereich von Westen bis zur früheren Toreinfahrt ist nicht nachträglich unterkellert wurden. Die 9 bzw. 10 Wohnungen am Rottleber Weg sind noch heute in angenehmer Nachbarschaft des Teiches in Nutzung. In der Winterzeit war die Eisfläche des Teiches eine gern genutzte Schlittschuhbahn für jung und alt. Der Anglerverein nutzte und bewirtschaftete den Teich. Mit Liebe und Engagement entstand in südlicher Nachbarschaft ein zweiter Teich, der durch einen begehbaren Damm vom Originalteich getrennt ist. Die ehemals im Jahre 1937 errichtete Stützmauer ist heute mit Brettern verkleidet und fügt sich so harmonisch in das Naturpanorama ein. (Abb. 6)

   Abb. 6   Teich mit verkleideter Stützmauer und Wohnblock 2004

Erst 2003 erhielt das ehemalige Kulturhaus eine grundlegende Modernisierung sowie Gestaltung des Seitenflügels und Ausbau des Dachgeschosses. Im Zuge des Umbaues wurden Parkplätze geschaffen und die Außenanlage gestaltet. Der Gesamtkomplex  Kyffhäuser Straße 44 wird seit 2003 als Landwirtschaftsamt Bad Frankenhausen genutzt. (Abb. 7)

   Abb. 7   Landwirtschaftsamt 2005

Heute erinnert lediglich die Straßenbezeichnung „Bachmühlenweg“ noch an das geschichtlich bemerkenswerte Gut der Bachmühle.

Eckhard Pförtner                                                                                                                                           April 2005

Quellennachweis

/1/   Bad Frankenhausen in alten Ansichten und kurzen Texten, Kreisheimatmuseum Bad

       Frankenhausen, Ulrich Hahnemann, Helga Ritter, Verlag SUUM CUIQUE, 1997

/2/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 65

/3/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 68

/4/   Thüringisches Kreisamt Sondershausen, Unterbehörde des Ministeriums des Inneren,

       unter 987 Band 1 – 48 im Thüringischen Staatsarchiv Gotha, April 2004

/5/   Bilder und Dokumente aus der Geschichte der MTS Bad Frankenhausen bis 1960,      

       P.Haselhuhn, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 7/K – 22, September 2004

 

Erster Nachtrag

Im Jahr 1770 erwarb Johann August Philipp Gille, aus Annaroda stammend, die Bachmühle vom hiesigen Kloster. Aus alten Bauunterlagen ist nunmehr bekannt, dass im Jahr 1856 das Wohnhaus mit Mühlgelass sowie westlich davon das Brauhaus mit Kellerunterlagerung und darüber liegenden Gaststuben errichtet wurden. /1/ Der größere Gastraum oder auch Saal hatte eine Größe von 12 X 15 m2. Damit wurde durch Carl Gille, dem damaligen Eigentümer der Bachmühle, die Grundlage für das Bierbrauen in größerem Rahmen geschaffen.

 

Bis dahin war im Mühlengehöft die Landwirtschaft dominierend. Das bislang Gebraute wurde  an der Kegelbahn, im Billardraum sowie im vorgelagertem Garten ausgeschenkt. Das süße und würzige Weißbier „Broyhan“ war für jedermann ein Begriff und für Biertrinker ein Genuss. /2/

In den Folgejahren sorgt der Eigentümer für Abrisse und Umbauten im Gesamtkomplex.

Im Bereich des Kuh- und Pferdestalles entstand 1866 die neue Malzdarre und westlich davon die Malztenne über dem Kellertrakt. /3/ Bis zum Ende des Jahrhunderts wurde offensichtlich die Scheune mit altem Malzhaus unmittelbar am Bachweg abgerissen. (Abb. 1/1) In jene Zeit ist auch der Abriss der Kegelbahn einzuordnen. Die Billardstube blieb noch als Schuppen erhalten, wie es auf Fotos sichtbar ist. Der Ersatzbau für die Scheune entstand 1895 westlich der Bachmühle und erhärtet die vorgenommene zeitliche Einordnung. /4/ Bis 1906 war die Bachmühle in der Hand der Familie Gille. Die Brauerei, zuletzt vom Braumeister Heinrich Gille geführt, wurde im genannten Jahr an Alfred Schütze und nach wenigen Jahren an Emil Krey verkauft. /5/

Abb. 1/1   Skizze des Baubestandes der Bachmühle

                                                                                                                                                                      um 1850

                    1       Wohnhaus, Mühle und Abortanbau                       5       Keller

                    2       Radstube                                                               6       Scheune, Malzhaus und Wagenremise

                    3       Kuh- und Pferdestall                                             7       Brauhaus, Keller und Gaststuben

                    4       Schweineställe                                                       8       Billard- und Kegelstube, Abortanbau            

 

Eckhard Pförtner                                                                                                                                           März 2006

Quellennachweis

/1/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 9

/2/   Amtsblatt der Kur- und Erholungsstadt Bad Frankenhausen, 17.Jahrgang, Nummer 02,  

       2006

/3/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 12

/4/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen  

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII – 36

/5/    Stadtarchiv Bad Frankenhausen, G/III – 303, Nachrichtenblatt für die Vereinigung 

        ehemaliger Schüler des Realgymnasiums zu Solbad  Frankenhausen, 1929, Nr. 36, p. 2