Jahnstrasse
   
 
 
                                                                                                

 
 
ZUR  JAHNSTRASSE

 

Für uns ist heute die Jahnstraße ein geläufiger Straßenname und eine viel genutzte Verbindung zu dem Eigenheimbereich nördlich der Esperstedter Straße und südlich des Uderslebenerr Weges sowie der Zugang zur Heimstättenstraße (Negerviertel) bzw. auch zur früheren Turnhalle. Noch vor einem Jahrhundert befand sich an gleicher Stelle Rübesamen’s Garten, den 1906 der Bäckermeister Louis Rummel übernahm, dem auch die nördlich davon gelegene Nachbarparzelle gehörte. Direkt im heutigen Straßenbereich stand das Gartenhaus und am östlichen Ende des Gartengrundstückes wurde 1906 das Closett errichtet. /1/ Südlich des Gartens verlief lediglich ein Gartenweg und danach eine weitere unbebaute Parzelle des Zimmermeisters Gustav Aschenbach, wohnhaft in der Langestraße 152 (heute Poststraße). Die Lindenstraße, damals noch mit dem offenen Graben an der Ostseite, der beim Eintritt in die Erfurter Straße verrohrt war.

 

Der Zimmermeister Aschenbach begann im März 1900 mit dem Bau einer massiven Werkstatt (17 m Länge) aus Klinkermauerwerk sowie unmittelbar danach in Richtung Osten eines offenen Schuppens (10,75 m Länge). /2/ Im Jahre 1906 dürfte das attraktive Eckhaus (heute Jahnstraße 2) entstanden sein. Ein Jahr später wird das Wohnhaus für Louis Rummel  nach einem Projekt von Gustav Aschenbach an der gegenüberliegenden Ecke ( heute Jahnstraße 1) errichtet. /1/

Erst durch die Vorbereitung und schließlich den Bau der Turnhalle, musste für dieselbe eine Straßenanbindung erfolgen. So erhielt der Landwirt Paul Rummel im Jahre 1910 die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses mit Stallungen östlich des Wohnhauses von L. Rummel (heute Jahnstraße 5). /3/ Damit waren die Voraussetzungen für den Straßenbau und die Turnhalle geschaffen. Die Jahnstraße endete zu dieser Zeit an dem Abzweig der Heimstättenstraße. Bereits am 4.04.1912 konnte die Sporthalle für den Turnvereins 1856 fertig gestellt und eingeweiht werden. Die Einweihungsfeier hatte den Charakter eines Volksfestes.

Aschenbachs Grundstück gehört seit 1918 dem Viehhändler Friedrich Bierwirth, der auf dem Hofgrundstück weitere Anbauten für Wagen und Küche in Richtung Osten erbauen lässt. /4/ In jener Zeit ist auch die ansprechend aussehende Klinkermauer als Grundstücksabschluß zur Jahnstraße (damals die Straße VII) entstanden. Schon im Frühjahr 1921 erfolgt durch den Fleischermeister Otto Starkloff aus Gebesee die Gewerbeanmeldung als Viehhändler und somit auch die Übernahme des Anwesens. Im Jahre 1925 lässt der neue Eigentümer das Wohnhaus im unteren Bereich zu einer Speise-Gaststätte umbauen und den Zwischenbau zu den Hofgebäuden errichten. Zwei Jahre später werden die Hofgebäude zu einer Fleischerei ausgebaut und ein separater Eckzugang zum Laden vorgesehen. Unter dem Namen zum „Ersten Kulmbacher“ und später „Lindenhof“ war die Gaststätte unter Frankenhäusern und Gästen bekannt. Das zugemauerte Fenster neben dem Gaststätteneingang schmückte das Bild eines Postillons mit erhobenem Bierkrug, der in den 20er Jahren als Reklame für das gute Kulmbacher Bier stand. Obwohl das Bild viele Jahre selbst zu DDR-Zeiten noch überdauert hat, wurde es schließlich überstrichen.

                               

Abb. 1                                                                                                                                     Abb.2

Eckhaus in der Jahnstraße 2 um 1930 mit Gaststätte zum „Ersten                                           Bier-Reklameschild der Bierbrauerei

Kulmbacher“  /5/                                                                                                                    Kulmbach um 1930 /6/

Die zwischenzeitlich baufälligen Balkons mussten 1948 aus Gründen der Sicherheit entfernt werden. Seit 1965 musste der Gesamtkomplex verpachtet werden und schließlich kam es 1980 zum Verkauf an den Konsum-Genossenschafts-Verband.

Nach der Wende wieder in Privathand, wurde das Wohnhaus erneut umgebaut, grundlegend renoviert und erhielt wie viele andere Gebäude wieder ein attraktives Äußeres.

                

Abb. 3                                                                                                               Abb. 4

Ansicht des Wohnhauses Jahnstraße 1  (2007)                                                  Ansicht des Wohnhauses Jahnstraße 2  (2007)

          

Abb. 5                                                                                                                Abb. 6

Abfotografierte Originalzeichnung des Bauantrags von Paul Rummel                  Ansicht des Wohnhauses Jahnstraße 2 (2005)

aus dem Jahre 1905  /3/

 

Eckhard Pförtner                                                                                 Juli 2007

 

Quellennachweis

/1/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 49

/2/  Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 41, 1/ VIII - 43

/3/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 58

/4/   Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen Landratsamtes Frankenhausen, Stadtarchiv  

       Bad Frankenhausen, 1/ VIII – 63

/5/   Olle Knipen i frankenhusen, Freundeskreis „Frankenhäuser Mundart“,

         Elfriede Wacheck,                                                                                                                     

       Pauli Offsetdruck, Oberkotzau, 2006

/6/   Ausstellung des Bayrischen Brauerei- und Bäckereimuseums Kulmbach e.V. , 2007