Mühlen
   
 
 
                                                                                                

 
 
MÜHLEN

 

Die Bachmühle

Der geschichtliche Ausgangspunkt vieler Mühlen verliert sich im Dunkeln. Gesichert ist jedoch die Erkenntnis, daß die Klöster in unserer Gegend als erste die Wasserkraft nutzten.

Eine dieser Klostermühlen war die Bachmühle. Sie gehörte zum Besitz des 1215 gestifteten Zisterzienserinnen-Klosters Frankenhausen, wurde vom Thaleber Bach angetrieben und sicherte die Versorgung der Nonnen. Nähere Angaben aus dieser Zeit sind nicht überliefert. Nach Aufhebung der Klöster infolge der Reformation gehört die Mühle ab 1599 dem Gräflich Scharzburgischen Rentmeister Niclas Zimmermann. Dieser hat die schwere Arbeit in der Mühle allerdings nicht selbst verrichtet; und so finden wir als ersten Bachmüller 1625 Andreas Kratze verzeichnet. Drei Jahre später hat der Sohn von Niclas Zimmermann, Zacharias, die Mühle übernommen. Damals hat sie zwei oberschlächtige Wasserräder, d.h. das Wasser läuft über ein hölzernes Gerinne, fällt von oben auf die Schaufeln des Rades und treibt so das Mahlwerk an. Diese Art Wasserrad ist typisch für kleine, schmale Wasserläufe, und auch in der Kyffhäusergegend weit verbreitet.  

1648 heißt der Bachmüller Jacob Ulrich. Er stammte aus (Bad) Tennstedt und wir werden ihm später in der Marktmühle wieder begegnen.

Im September 1689 bricht im Schloß zu Frankenhausen ein Brand aus, der sich schnell ausbreitet, bis zur Bachmühle vordringt und diese in Schutt und Asche legt. Wahrscheinlich ist sie gleich wieder aufgebaut worden, denn bei einer Besichtigung im Jahre 1704 ist sie intakt, abgesehen von einigen Mängeln am Mühlgraben und am Gerinne. Zu diesem Zeitpunkt gehört die Mühle dem Bürgermeister Zacharias Zimmermann (einem Nachfahren des ersten Zacharias), und anschließend seinem Sohn Justus Heinrich. Dieser bestätigt, daß sich die Bachmühle seit 117 Jahren im Besitz seiner Familie befindet. Allerdings sei sie in einem schlechten Zustand, erhält oft nur wenig Wasser, und so ist auch von den zwei vorhandenen Mahlgängen nur einer in Gebrauch. Zu diesen natürlichen Beschwernissen kommen noch Kontributionsforderungen seitens des Stadtrates an die Mühlenbesitzer. Beide Parteien streiten sich wegen der Kontributionen 10 Jahre lang, bis schließlich ein Vergleich erreicht wird.  

In den Jahren 1716 bis 1722 ist als Müller ein gewisser Barthel Andreas Berger tätig.

Anhand seiner Person lassen sich die Verbindungen zwischen verschiedenen Müllerfamilien gut nachvollziehen. Geboren wurde Barthel als ältester Sohn des Untermüllers zu Seega. Nach dem frühen Tod seines Vaters verheiratete sich seine Mutter mit dem Marktmüller zu Frankenhausen, Caspar Gräfe. Vor seiner Zeit als Bachmüller ist Barthel Geselle in der Mühle zu Gorsleben. Als der dortige Müller Künste stirbt, heiratet er 1715 dessen Witwe.

Im Verlauf des 18.Jahrhunderts sind noch mehrere Müller in der Bachmühle verzeichnet, denn ihre Pachtverträge belaufen sich meist nur über 3 Jahre. Um 1774 wird Georg Christian Friedrich Vetterlein erster Eigentumsmüller der Bachmühle, womit die Trennung von Besitz der Mühle und Arbeit in der Mühle aufgehoben ist. 1779 beginnt mit der Hochzeit zwischen Maria Elisabeth Vollmann und Johann August Philipp Gille aus Annarode eine Dynastie, unter welcher das Mühlengewerbe in der Bachmühle aufblühen wird. Ihr Sohn, Johann Ernst August Gille heiratet 1814 zwei Tage vor Heiligabend Wilhelmine Christiane Bloßfeld, eine Tochter des verstorbenen Grabenmüllers Johann Georg Bloßfeld. Dieser Ehe sind nur 7 Jahre beschieden, und nach dem Tod von Johann Ernst August übernimmt sein Bruder Wilhelm Heinrich Andreas die Geschicke der Mühle. Nach 1850 wird kräftig gebaut und modernisiert, und kurz vor dem Jahresende 1856 kann Wilhelm Gille anzeigen lassen: „Da meine neu eingerichtete Walz-Mahlmühle bereits im Gange ist und derart, daß sie allen Anforderungen genügend entspricht, so verfehle ich nicht, dem geehrten Publikum dieselbe hiermit bestens zu empfehlen.“

Kurz zuvor hatte seine Schwester Friederike Auguste Dorothee Gille den Besitzer der Rosenmühle geheiratet. Dabei mußte sie Einzugsgeld an die Stadt Frankenhausen bezahlen, weil die Bachmühle zur eigenständigen Gemeinde Altstadt gehörte. Auch in weiteren Angelegenheiten spielt dieser Umstand eine Rolle. So befindet sich zur damaligen Zeit im Mühlhof außer der Mühle selbst auch eine Brauerei, welche „Broyhan“ – ein süßes und würziges Weißbier herstellt. Es wird von den Frankenhäuser Bürgern gern genossen und auch häufig in die Stadt eingeführt. Zwar erhebt die Stadt darauf eine Biersteuer, doch ist diese nur  schwierig einzutreiben, so daß später ein alter Polizeidiener abgestellt wird, um die Sonntagsspaziergänger auf unerlaubte Biereinfuhr zu kontrollieren.

Bereits 1857 unternahm Frankenhausen einen Versuch, die Bachmühle in ihre Stadtgemarkung einzubeziehen. Dagegen wehrte sich der Mühlenbesitzer, aus gutem Grund.  Als frühere Klostermühle ist das Unternehmen abgabe- und dienstfrei gegenüber der Gemeinde Altstadt. So dauert es noch bis 1890, bevor die Altstadt samt der Bachmühle mit Frankenhausen eine verwaltungsmäßige Einheit bildet.

Außer dem guten Bier zieht auch eine auf dem Grundstück gelegene Eisbahn in den Wintermonaten die Besucher zur Mühle. Und im Sommer kann man auf den Mühlteichen Boot fahren. Kurzum, die Mühle ist stets einen Ausflug wert. (F)

1906 beginnt das Ende der Mühlengeschichte. Familie Gille verkauft das Anwesen an Alfred Schütze, welcher die Brauerei schließt und eine Schankwirtschaft etabliert. Außerdem läßt er anstelle des alten Wasserrades eine Francis-Turbine einbauen, welche aber nur noch einen Schrotgang sowie eine Wasserpumpe und einen elektrischen Dynamo antreibt. Im Jahre 1920 kauft der Zigarrenfabrikant Emil Krey die Mühle, nutzt jedoch nur die Landwirtschaft weiter, die früher zu fast jeder Mühle gehörte. Schon wenige Jahre später verkauft er sie wieder an den Landwirt Ludwig Börner.  Der betreibt sein Unternehmen bis 1945 und verläßt nach Kriegsende Frankenhausen in Richtung Westen. Somit ist das Schicksal der Bachmühle besiegelt. In der DDR gehört das Gelände zur Landwirtschaftsschule, und nach 1989 kommt das Landwirtschaftsamt in das Gebäude. Außer dem „Bachmühlenweg“ erinnert heute nichts mehr an die einstige Klostermühle.

Abb. 1   Bachmühle    

Steffen Rödiger

 

Die Grabenmühle

Die Grabenmühle erhielt ihren Namen wahrscheinlich nach ihrer Lage am Wallgraben. Angetrieben wurde sie einst durch einen Abzweig der Kleinen Wipper, der am sogenannten Ölmüllerloch seinen Ausgang nahm. Dieses ist heute überbaut und befindet sich im Bereich, wo die Straße „An der Wipper“ in die Kyffhäuserstraße mündet. Der Wasserzulauf führte zuerst an der westlichen Mauer des Botanischen Gartens entlang, bog dann nach Osten ab und führte entlang der Südmauer des Botanischen Gartens bis zur Mühle. Hier fiel das Wasser, wie auch schon bei der Bachmühle, über ein Gerinne auf das oberschlächtige Wasserrad.

Ein genaues Entstehungsdatum dieser Mühle konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Sie gehörte ursprünglich dem Stadtrat von Frankenhausen und war eine Walkmühle. In ihr ließen Gerber und Tuchmacher ihre Ware walken, d.h. Leder und Textilien wurden mit Hilfe von Stempeln bearbeitet, um die Fasern zu verdichten. Aus einer Akte des Jahres 1638 erfahren wir, daß die Witwe Justina Erfurt Pächterin der Mühle ist und sich über die Erhöhung des Pachtzinses seitens des Stadtrates beschwert. Dieser antwortet, daß die Walkmühle der Stadt keinen besonderen Nutzen bringt, sondern dem Brauhaus, der Solkunst (Gradierwerk) und den Stadtmühlen Wasser entzieht, er habe deshalb das Recht und die Macht, entweder den Zins zu erhöhen oder die Mühle ganz abzuschaffen.

1707 wird die Öl- und Walkmühle an Hans Franz Hildebrand vererbpachtet, der zuvor schon einfacher Pächter war. Er zahlt dafür 300 Reichstaler und 50 Gulden Erbzins jährlich.

1743 kommt zu der Walkmühle eine Ölmühle. In ihr wurden hauptsächlich Rübsamen und andere Ölfrüchte geschlagen. Aufgrund der erhöhten Brandgefahr solcher Mühlen wurden diese stets vor den Stadtmauern angelegt oder in einer Alleinlage auf dem Land. Aber auch mit dem Ölschlagen hatten die jeweiligen Müller Mühe, ein Einkommen zu erwirtschaften, was ihre vielköpfigen Familien ernährte. Deshalb bittet 1799 Johann Georg Bloßfeld, neben seiner Ölmühle eine Mahlmühle mit einem Gang anzulegen. Er war 1771 durch Heirat in den Besitz der Mühle gelangt und fand diese bei seiner Übernahme in einem desolaten Zustand. Bloßfeld begann sogleich mit der Wiederherstellung und Verbesserung, doch führten die Maßnahmen nicht zu einem erhofften größeren Gewinn. Als Gründe gibt er in seinem Bittschreiben an:

1) daß 1775 dem Marktmüller gestattet wurde eine Ölmühle anzulegen, und 1798 gleiches dem Teichmüller gestattet wurde, womit nun 1799 insgesamt 4 Ölmühlen zwischen den Orten Rottleben und Frh. vorhanden sind.

2) Die Walkmühle hatte sich eine Zeit lang rentiert, ist jedoch großem Verschleiß ausgesetzt ebenso wie gestiegenen Materialkosten. Die Gerberinnung von Frh erbaute eine eigene Walkmühle bei einer Mahlmühle bei Göllingen, um höheren Walkerlohn zu vermeiden. Sonst kommen zu ihm nur wenige auswärtige Gerber.

3) In Frh gab es seit vielen Jahren nur 2 professionelle Tuchmacher, die jedoch auch anderswo walken ließen.

Erst nach 4 Jahren wird seiner Bitte statt gegeben.

Im Jahre 1810 steckt auch Bloßfelds Witwe in Schwierigkeiten, denn in der Kleinen Wipper herrscht großer Wassermangel. Zudem hat die Pfännerschaft hat das Ölmüllerloch zugesetzt, um das Wasser allein für ihr Gradierwerk in Anspruch zu nehmen. Der Streit um die Wassernutzung zieht sich über mehr als 2 Jahre hin und Witwe Bloßfeld geht mit ihrer Beschwerde bis vor den sächsischen Kurfürsten, damals gleichzeitig König von Polen. Leider ist aus den vorliegenden Akten nicht den Ausgang der Angelegenheit zu erfahren.

1814 gelangt die Mühle durch Einheiratung an die Familie Gille (Bachmühle), welche sie 1850 zum Verkauf anbietet. Neuer Besitzer wird Gottfried August Julius Günther aus Allstedt. Er läßt die Walk- und Ölmühle entfernen, modernisiert die Mahlmühle und erweitert sie auf drei Mahlgänge. Die weitere Besitzerfolge bis zum Jahr 1880 ist recht undurchsichtig.

Ab diesem Jahr ist ein Georg Kämmerer der Herr in der Mühle. Dieser muß ein Mann von Ausstrahlung und Ansehen gewesen sein, denn er wird 1886 als Mitglied des Stadtrates Frankenhausen vereidigt. Außerdem wird er zum Stellvertreter der Müller-Berufsgenossenschaft des Amtsgerichtsbezirkes Frankenhausen berufen. Jedoch sind auch Negativ-Schlagzeilen des Mühlenbesitzers Kämmerer überliefert, als er mit dem Gewehr einen Jagdgenossen bedroht, daraufhin zu einer Strafe von 10 Tagen Gefängnis verurteilt wird und sich herausstellt, daß er bereits wegen eines ähnlichen Deliktes vorbestraft ist.

Eine Wohltat erweist er der Stadt wiederum, als auf seinem Gelände das erste Schwimmbad errichtet wird. Aufgrund der geologischen Verhältnisse können sich die Bürger nur knapp 30 Jahre darin erfreuen. Kämmerer selbst erlebt in diesem Zusammenhang einen schweren Schicksalsschlag, als sein Sohn beim Baden einen Herzschlag erleidet und stirbt. 2 Jahre später stirbt auch Georg Kämmerer und Friedrich Kämmerer (vermutlich ein Bruder) wird neuer Eigentümer.

Im Jahre 1910 beginnt ein weiterer Abschnitt mit dem Eintritt von Kurt Große in die Mühle. Er ist zunächst nur als Müller tätig, wird später Pächter und danach auch Eigentümer. Von 1914-18 mußte auch er Kriegsdienst leisten und verpachtete die Mühle während dieser Zeit an den aus Sachsen stammenden Müller und Mühlenbauer Zimmer.

1924 beginnt Kurt Große eine Modernisierung seiner Anlage. Er läßt den Wasserzulauf in eine unterirdische Druckrohrleitung legen und wechselt das alte Wasserrad gegen eine Francis-Turbine mit knapp 18 PS Leistung. Weitere Modernisierungen folgten nach dem 2.Weltkrieg, wobei in der Grabenmühle auch neue Erzeugnisse der Mühlenbauanstalt Landgraf & Sohn (später Fanal) getestet wurden. Die Familie Große führte bis zur Stillegung am 1.4.1960 die Geschäfte. In den 1970er Jahren wurde die gesamte Hofanlage umgebaut und sämtliche Technik entfernt. Nachfolgend dienten die Gebäude als Ferienlager und Betriebs-Ferienheim, Kindergarten. Nach 1989 eröffnete im hinteren Teil ein Hotelbetrieb mit Restaurant, welcher leider im Dezember 2004 seine Pforten wieder schließen mußte. Im eigentlichen Mühlengebäude, dessen westliche Hälfte die Wohnung der Müllerfamilie  bildete, befindet sich heute wiederum Wohnraum sowie eine Fahrschule.

Hoffen wir, daß sich bald ein engagierter Mensch findet, welcher das Mühlenrestaurant wieder eröffnet.

       

Abb. 2  Von 1914-18 war der Besitzer Große im Krieg und hatte sie an den Müller und             Abb. 3   Grabenmühle (Restaurant Neueröffnung 1.12.2006)

            Mühlenbauer Zimmer verpachtet. Pächter Zimmer (3.v.l.) mit seinen

            Mitarbeitern vor der Mühle

Steffen Rödiger

 

 

 

Die Marktmühle

Von diesem Mühlenbetrieb ist heute im Stadtbild nichts mehr zu entdecken, außer einem verwaisten Mühlstein zwischen einigen Bäumen am Untergelgen. Einst befand sich die Mühle am Ende der Mühlgasse und somit auch außerhalb des Stadtmauerrings. Ihr Wasser erhielt sie vom gleichen Abzweig der Kleinen Wipper, welcher zuvor bereits die Rosenmühle versorgte. Dieser Wasserlauf führte bis 1905 als offener Kanal über den Anger, durch die Kräme und an der nördlichen Seite des Marktplatzes entlang. Er durchquerte das Grundstück Markt 3 (heute Schuhgeschäft) und fiel anschließend auf die oberschlächtigen Wasserräder der Marktmühle. In der Stadtmauer muß sich ein entsprechend großer Durchlaß für das Wasser befunden haben.

Wann die Mühle erbaut wurde wissen wir nicht. In den Akten taucht sie zuerst 1558 auf als sie gemeinsam mit der Rosenmühle aus dem Besitz der Grafen von Schwarzburg in städtisches Eigentum überging. Es muß jedoch angenommen werden, daß die Marktmühle bedeutend älter ist. Manchmal wurde sie auch als Untermühle bezeichnet, wobei die Rosenmühle als Obermühle genannt wurde. Überhaupt verbindet beide Mühlen über einen sehr langen Zeitraum ein gemeinsames Schicksal. Als Besitztümer des Stadtrates wurden sie auf 1 oder 3 Jahre verpachtet. Für die jeweiligen Müller war das eine kurze Zeitspanne, um die geforderten Pachtgelder und Getreidezinsen zu erwirtschaften. Als erster Müller ist 1610 Hans Robeler überliefert. Im gleichen Jahr hatte sich die Stadt bei einem Herrn namens Caspar Bohne aus Saalfeld die stattliche Summe von 5000 Gulden geborgt und ihm die Markt- + Rosenmühle zur Verfügung und Nutzung überlassen. Dieses Geschäft sollte noch viel Ärger bereiten und den Schreibern und Anwälten beider Seiten reichlich zu tun geben.

Aber auch die Müller hatten zur damaligen Zeit viel Arbeit. Zusätzlich zu ihren Tätigkeiten in der Mühle waren sie laut Feuerverordnung verpflichtet, bei Brandgefahr bzw. Ausbruch eines Feuers alle Arbeit sofort liegenzulassen und bei der Brandbekämpfung zu helfen. Weiterhin mußten sie ihre Schütze zusetzen, damit ein Anstau erreicht wurde und zusätzliches Löschwasser zur Verfügung stand.

Während der Zeit des 30jährigen Krieges hatten die Müller besonders zu leiden. Die Brüder Christian und Elias Biltzing beschweren sich über den höher gesetzten Mühlzins, „weil die Dörfer fast wüst und leer stehen, die Stadt auch leider ein ziemliches an Menschen und Vieh abgenommen, daher auch viel weniger gemahlen und verdienet werden kann“.  Ähnliches berichtet 1630 Andreas Thomas: „ …ich aber wegen des Krieges rechtens darbe, zum Teil abgehalten, auch in den benannten Jahren 2 Räder abgefallen und ich diese auf meine Kosten neu machen lassen, daher ich meine jährliche Pachtgelder nicht entrichten können…“

Weil die Stadt Frankenhausen die geborgte Geldsumme nicht zurückzahlen kann, verkaufen 1656 die Erben von Caspar Bohne die Markt- und Rosenmühle an den Hofrat Laurentius von Henning in Rudolstadt. Seine Erben wiederum protestieren 1718, weil der Rat die Müller mit zur Nachtwache verpflichten will, und 1722  wegen erhöhter Steuern auf ihren Mühlen.

1725 ist Hans Caspar Gräfe Müller in der Marktmühle. Im selben Jahr beschweren sich die Weißbäcker der Stadt wegen verschiedener Gebrechen in den beiden Stadtmühlen, z.Bsp. daß das Mahlgut anderer Leute häufig vor dem der Bäcker gemahlen wird und daß sie anstatt reinem Weizenmehl oft mit Gerste verunreinigtes zurückerhalten. Beide Stadtmüller weisen zwar die Anschuldigungen zurück, jedoch wird einige Zeit später eine Verordnung zur Abstellung der Mängel in den Mühlen erlassen, so daß man annehmen kann, daß obenerwähnte Unregelmäßigkeiten durchaus regelmäßig vorkamen.

1775 wurde dem Marktmüller Johann Friedrich Landgraf gestattet eine Ölmühle anzulegen, weil der Bedarf der Stadtbewohner in der Grabenmühle (siehe Folge 2) nicht befriedigt werden kann, und die Menschen gezwungen sind, weite Wege bis nach Artern oder Bilzingsleben zu gehen, um dort ihre Ölfrüchte schlagen zu lassen. Landgraf war bereits seit 1767 in der Mühle tätig und hatte sie einige Jahre darauf von den Henningschen Erben gekauft. Er betreibt nun in seiner Mühle entweder zwei Mahlgänge oder einen Mahlgang + den neuen Ölgang.

Im Jahre 1789 kommt es zu einem Streit mit der Pfännerschaft. Wie so oft, dreht sich dieser um die Rechte zur Wassernutzung. Damals war am Hanfenberg (zwischen Göllingen und Bendeleben) die Kleine Wipper arg beschädigt worden und es gelangte nur wenig Wasser nach Frankenhausen. Die Pfännerschaft beanspruchte nun das gesamte Wasser für ihre Saline bzw. ihre daneben befindliche Schrot- und Schneidemühle (nächste Folge), und sperrte kurzerhand den Abzweig, der Rosen- und Marktmühle versorgte. Zwar wird durch die Fürstliche Regierung angewiesen, den Stadtmühlen das überschüssige Wasser zu gewähren, doch ob dieser Forderung entsprochen wurde, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Nachgewiesen ist aber, daß die Familie Landgraf noch über zwei weitere Generationen die Geschäfte der Marktmühle führte. 1829 erwirbt sie Johann Martin Runckwitz. Vier Jahre später wird bei einem großen Stadtbrand auch die Mühle vollständig vernichtet, allerdings sofort wieder aufgebaut. Johann Wilhelm Probst, der nachfolgende Besitzer, rüstet sie nicht nur technisch auf den neuesten Stand auf, sondern erweitert sie auch auf insgesamt 5 Gänge. Für die Verhältnisse jener Zeit war die Mühle nun recht groß und benötigte außer dem Müller weitere Arbeitskräfte. So finden wir 1883 im Frankenhäuser Intelligenzblatt Anzeigen des Marktmüllers für einen Lehrburschen und einen ordentlichen Mann, der das Mahlgut mit dem Pferdefuhrwerk an die Kunden ausliefert. Der Gewinn aus dem Mühlenunternehmen war vermutlich aber doch nicht ausreichend, denn bereits ein Jahr später wird die Marktmühle abermals verkauft. Ernst Gustav Lelm heißt der neue Eigentümer. Er muß sich in der Folgezeit wiederum mit der Pfännerschaft bezüglich der Wassernutzung auseinandersetzen. Seinem Sohn und Nachfolger war nur eine kurze Zeit in der Mühle beschieden, denn er stirbt 1914 im Ersten Weltkrieg. 1939 übernimmt Familie Steinacker die Mühle, sie wird die letzte in der langen Reihe der Mühlenbetreiber. Otto Steinacker senior ist bis 1958 tätig. Sein Sohn gleichen Namens schult nach dem Zweiten Weltkrieg zum Müller um, erwirbt 1955 seinen Meisterbrief, um den väterlichen Betrieb fortzuführen. Doch schon zum Jahresende 1960 muß er das Gewerbe aufgeben. In seinem letzten Schreiben an den Rat der Stadt begründet er seinen Entschluß: Durch die Festsetzung der Auslastung auf 40% der Kapazität und den Fortfall der Schrotherstellung durch den Zusammenschluß der bäuerlichen Betriebe zu LPG’en und deren Versorgung durch Futtermittelmischbetriebe ist meinem Betrieb die Existenzgrundlage entzogen worden. Ein Schicksal, daß der Besitzer mit vielen anderen Mühlenbetrieben jener Zeit teilt. In den 1970er Jahren wird das gesamte Anwesen der Marktmühle abgerissen. Vielleicht tragen meine Zeilen dazu bei, die Erinnerung an einen ehemals wichtigen Versorgungsbetriebes der Stadt zu erhalten.

  

PS.: Leider konnte ich in keinem der oben genannten Bestände auch nur ein einziges Bild oder Foto der Marktmühle entdecken. Sollten Einwohner unserer Stadt solches Bildmaterial in ihrem privaten Besitz finden, wäre ich sehr dankbar, wenn mir eine Kopie davon zur Verfügung gestellt würde.

Abb. 4   Letzte Erinnerung an die Marktmühle am Untergelgen

Steffen Rödiger

 

Die Schrot- und Schneidemühle der Pfännerschaft

Die Solkunst, auch Gradierwerk genannt, war in längst vergangener Zeit das Herzstück der Pfännerschaft. Wegen der damit verbundenen Wassernutzung aus der Kleinen Wipper gab es ständig Auseinandersetzungen mit den städtischen Müllern und Mühlenbesitzern, die in zahlreichen Akten belegt sind. Daß die Pfännerschaft außerdem selbst als Mühlenbesitzer und – betreiber auftrat, war für mich eine neue Erkenntnis.

Wann wurde die oben erwähnte Mühle errichtet und wo müssen wir sie suchen?

Als erstes wurde um das Jahr 1747 eine Schneidemühle angelegt. Oberhalb dieser wollte die Pfännerschaft 10 Jahre später noch eine Schrotmühle errichten. Sehr wahrscheinlich war das kein weiteres Mühlengebäude, sondern nur ein zusätzlicher Schrotgang, der vermutlich von einem zweiten Wasserrad angetrieben wurde. Besonders interessant ist die Vorgeschichte dieser Schrotmühle. Dazu muß ich den Bogen etwas weiter spannen.

Im Jahre 1737 erbaute ein Herr Johann Heinrich Wäsche eine neue Mühle am Solgraben unter den Ratsteichen. Sie sollte insbesondere den Einwohnern von Seehausen dienen, war jedoch allen übrigen Mühlenbesitzern und insbesondere auch der Pfännerschaft ein Dorn im Auge. So ist es nicht verwunderlich, daß Herr Wäsche aufgrund fortwährender Querelen bereits nach knapp 20 Jahren die Mühle aufgeben muß. Seine Erben bieten sie zum Kauf an und die Pfännerschaft macht ein Angebot über 450 Meißnische Gulden. Allerdings gilt das Interesse  der Pfännerschaft eigentlich nur der Mühlenkonzession von Wäsche, welche sie sich auf den ihr gehörenden Grund und Boden übertragen läßt. Das Mühlengebäude selbst wird abgerissen.

Nun bittet die Pfännerschaft den Fürsten von Schwarzburg um Erlassung des Erbzinses und aller auf der (Wäsche-)Mühle haftenden Abgaben, bekommt solches genehmigt – und hat damit mindesten drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Fürst Johann Friedrich verknüpft seine Genehmigung der Schrotmühle mit der ausdrücklichen Bedingung, daß damit keinerlei Mühlenzwang verbunden ist und dem Solbrunnen daraus kein Schaden erwächst.

Schaden befürchten jedoch andere von der Schrotmühle, namentlich die Besitzer der Markt- und Rosenmühle, die eine Reihe von Einwänden vorbringen. Doch diese werden allesamt abgewiesen und die Schrotmühle geht Ende 1757 in Betrieb.

Es kam, wie es kommen mußte, zu mehreren Streitfällen betreffs der Wassernutzung. Am heftigsten war die Auseinandersetzung im Jahre 1789, als der Wasserlauf der Kleinen Wipper durch einen Einsturz am Hanfenberg beschädigt worden war. Die Pfännerschaft ließ kurzerhand den Abzweig zur Rosen- und Marktmühle sperren und beanspruchte das wenige, noch vorhandene Wasser gänzlich für sich. Der Protest der beiden Müller war zwar dem Papier nach erfolgreich, ob das in der Realität auch so war, darüber schweigen die Akten.

In einem Streitfall einige Jahre später waren die Rollen vertauscht. Diesmal protestierte die Fürstliche Regierung gegen die Pfännerschaft. Letztere hatte ihre Schrotmühle in eine Mahlmühle umgewandelt, und das ohne Erlaubnis. Anfangs durften nur die Mitglieder der Pfännerschaft diese Mühle nutzen, in welcher ein geringerer Mahllohn als in den beiden Stadtmühlen verlangt wurde. Später gestattete man die Nutzung auch anderen Bürgern.

Die fehlende Konzession für die Mahlmühle war jedoch der geringere Grund des Streites.

Weit mehr fürchtete das Fürstenhaus als Besitzer der Solquellen eine geringere Ausbeute ihres profitablen Betriebes durch die Mahlmühle. Jedoch hatte die Pfännerschaft den Pumpmechanismus für das Gradierwerk schlauerweise an das gleiche Wasserrad wie ihre zwei Mühlen gehängt, so daß beide gleichzeitig betrieben werden konnten.

Im Dezember 1875 heißt es in einem Zeitungsartikel: „Die Pfännerschaft allhier beabsichtigt, die jetzige, ihr gehörige Schrot- und Schneidemühle zu beseitigen und ein neues Gebäude zu den gedachten Zwecken aufzuführen, in welchem 2 Schrotgänge und eine Schneidemühleneinrichtung mit 2 Horizontalgattern und einer Zirkelsäge Platz finden sollen. Statt des jetzigen Wasserrades soll eine Turbine als Motor zur Verwendung kommen.“ Wieder gibt es Einwände, diesmal seitens des Stadtrates, und vermutlich zog sich das Vorhaben dadurch über einige Jahre hin. Doch 1886 wird die Eröffnung der neuen Mühle bekannt gegeben. Bereits ein Jahr später gibt es wiederum Streit ums Wasser. Aus den damaligen Werten kann man sich noch heute ein gutes Bild machen. Eine Messung ergab folgende Verteilung der durchfließenden Wassermenge (pro Sekunde): Pfännerschaft = 407 Liter, Ölmüllerloch (zur Grabenmühle) = 155 Liter, Stadtleitung (zur Rosen- und Marktmühle) = 109 Liter.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wird die Mühle im Wechselbetrieb als Schrotmühle und Kreissäge betrieben. Danach verlieren sich die Nachrichten über diese Einrichtung. Deshalb soll am Schluß endlich die Frage nach dem Standort beantwortet werden. Sie befand sich auf dem Gelände des Solefreibades, in dem Gebäude nördlich des Beckens, wo sich einstmals die Diensträume des Bademeisters befanden. Auf dem nachstehenden alten Foto kann man links noch einen Teil des Gebäudes mit dem Anbau der Schneidemühle erkennen.

Abb. 5  Die Mühle der Pfännerschaft im späteren Solbad

Steffen Rödiger

 

Die Rosenmühle

Obwohl schon längere Zeit nicht mehr in Betrieb, ist die Rosenmühle gewissermaßen doch die letzte verbliebene Mühle in der Stadt Frankenhausen. Ich selbst kann mich noch aus meiner Kinderzeit an das metallene Wasserrad erinnern.

Heute allerdings möchte ich an die gesamte Entwicklung der Mühle, soweit diese bekannt ist, erinnern.

Ein genaues Entstehungsjahr ist, wie auch bei den zuvor behandelten Mühlen, nicht überliefert. Vermutlich wird sie aber einige Zeit nach Fertigstellung der Kleinen Wipper angelegt worden sein, denn dieser künstliche Wasserlauf ist ja ihre Antriebsquelle gewesen.

Für die Versorgung der Stadtbewohner war es in jedem Fall von Vorteil, daß die Mühle innerhalb der Stadtmauern lag.

Erstmalig wird die Rosenmühle in den Stadtstatuten von 1558 erwähnt, als sie (gemeinsam mit der Marktmühle) als Lehngüter der Grafen von Schwarzburg an den Rat der Stadt gegeben wurden. Später kaufte der Stadtrat beide Mühlen und verpachtete sie. Aus einer Akte des Stadtarchivs geht hervor, daß beide Mühlen zusammen von 1577 – 1599 an den Rat 994 Marktscheffel Getreide (nicht Mehl ???) geliefert haben. Die Pachtmüller zur damaligen Zeit hatten es nicht leicht, auf einen grünen Zweig zu kommen. Sie bekamen die Mühlen meist für 3 Jahre, oft gar nur für 1 Jahr, zugesprochen, hatten diverse Abgaben zu leisten und meist noch eine vielköpfige Familie zu versorgen. Wir finden im 17.Jahrhundert Michael Nauland,  seinen Sohn Martin Nauland, Hans Hanemann, Hans Conrad Schöttensack, Hans Schönau, Peter Biltzing, dessen Sohn Elias Biltzing als Pachtmüller in der Rosenmühle verzeichnet; und es ist vermerkt, daß einige von ihnen ihre Pachtgelder nicht bezahlen konnten. Kein romantisches Müllerleben also. Trotzdem muß gerade die Rosenmühle attraktiv gewesen sein, denn um 1645 bewerben sich gleich mehrere Müller um einen Pachtvertrag. Aus einem Inventarverzeichnis vom gleichen Jahr erfahren wir, wie die Mühle beschaffen war:

Die Läufer (Läufersteine, S.R.) an der Ober- und Untermühle (gemeint sind 2 versetzte Mahlgänge, S.R.) sind jeweils 1 ¼  (?) hoch.

Zur weiteren Ausrüstung gehören:

2 gute Bodensteine

2 alte Steine vom Vorgänger Martin Nauland

1 neuer und ein alter Mahlkasten

1 alter Scheidekasten

1 Zapfen mit 2 Ringen an der Ober- und ein Zapfen mit 3 Ringen an der Untermühle

1 Malzkübel

2 gute Kammräder

1 gute Welle mit Wasserrad an der Obermühle und 1 neue Welle mit Wasserrad an der Untermühle

1 Schaufelzapfen mit 2 Ringen an der Unter- und ein Schaufelzapfen mit 3 Ringen an der Obermühle

1 kupferne Metze, 1 alter Scheffel,

Es gibt außerdem:

1 alte Eselskrippe, Ställe mit Türen und Bretterböden. 1 Bleiche am Garten, ein Hühnerhaus, 2 gute Fenster in der Stube,   1 guter Ofen jedoch ohne Röhre und Ofentopf, 3 Fensterladen.

Zu jenem Zeitpunkt befand sich die Mühle bereits im Besitz eines Herrn Caspar Bohne aus Saalfeld. Er hatte im Jahr 1610 dem Stadtrat eine größere Summe Geld geliehen und dafür die Rosen- und Marktmühle als Pfand erhalten. Da sich die Stadt später nicht imstande sah, die Summe zurückzuzahlen, verkauften die Bohnerschen Erben beide Mühlen an Hofrat Laurentius von Henning in Rudolstadt. Der Käufer zahlte 800 Gulden an und den Rest in jährlichen Raten zu 400 Gulden.

Im Jahre 1711 heiratet Jacob Andreas Worbeß, der Sohn des verstorbenen Falkenmüllers die verwitwete Rosenmüllerin Katharina Gertrud Morig (oder Mories) und übernimmt gleichzeitig die Rosenmühle. Die Familie Worbeß war zu jener Zeit ein weitverzweigtes Müllergeschlecht, dessen Vertreter auch in Rottleben und Udersleben tätig waren. Auch die nachfolgenden Rosenmüller Johann Daniel Kaps und Johann Friedrich Burckhardt entstammten solchen Müllerdynastien.

Ein Zwischenfall aus dem Jahr 1741 erhellt die fortwährenden Auseinandersetzungen um die Nutzungsrechte am Wasser der Kleinen Wipper. Der Rosenmüller wird in Bendeleben „zu Nacht ertappet, wie er in turbatorischer  (beeinträchtigender, S.R.)Weise sich unterfangen, solche in den Wippergraben gesetzte Bretter aufzuziehen, daß das Wasser daraus nicht auf das Bendelebensche Rieth, solches zu wässern, laufen können“. Er wurde verhaftet, vor das Bendelebensche Gericht gebracht und zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Hintergrund war ein langjähriger Gerichtsstreit des Kammerjunkers Anton Ludwig Wurmb zu Bendeleben mit dem Stadtrat von Frankenhausen. Der Besitzer des Rittergutes und der Gerichtsbarkeit im Dorf Bendeleben versuchte dabei sein Besitzrecht am Lauf der Kleinen Wipper zu beweisen, allerdings ohne Erfolg.

Etwa um 1780 beginnt ein neues Kapitel in der Mühlengeschichte als Johann Friedrich Burckhardt die Mühle in sein Eigentum übernimmt. Als er mit nur 38 Jahren verstirbt, heiratet 1786 seine Witwe Maria Sophia Burckhardt den Meister Johann Christian Steinhäuser, der zuvor schon als einfacher Müller in der Rosenmühle arbeitete. Er selbst stammte aus der Niedermühle zu Günstedt und seine Familie sollte nun 3 Generationen lang die Geschicke in der Mühle bestimmen.

Am 4.7.1843 wurde ein neuer Sicherpfahl bei der Rosenmühle gesetzt. Außer dem Besitzer waren bei diesem offiziellen Akt der Müllermeisters Johann Martin Runkwitz aus der Marktmühle, Vertreter der Pfännerschaft und des Stadtrates anwesend. Ein Sicherpfahl legt im Zusammenhang mit dem Fachbaum am Wehr die Stauhöhe und somit die Menge des Wassers fest, welche einer jeden Mühle zusteht.

1862 ist die Mühle mit 5 Gängen verzeichnet, 1887 nur noch mit dreien. Woraus die Verminderung resultierte, konnte ich nicht ermitteln. Vielleicht hing es mit einem insgesamt geringerem Wasserangebot zusammen, denn bereits einige Jahre zuvor beschwerten sich Rosen- und auch Marktmüller über die genehmigte Wasserentnahme für die Brauerei eines Herrn Seeland.

Unter der Familie Steinhäuser entwickelte sich die Mühle trotz mancher Schwierigkeiten zu einem florierenden Unternehmen. Nach Johann Christian Steinhäuser trug dessen Sohn Ludwig Günther die Verantwortung für die Mühle. Neben seiner Frau gehörten 12 Kinder zur  Familie. Da er ein sehr musikalischer Mensch war, unterrichtete er auch seine Kinder auf diesem Gebiet. Aus der Schloßkirche von Frankenhausen hatte er eine Orgel erworben, welche er in seiner Wohnstube einbaute und darauf  die Hausandachten begleitete. Die Wohnung der Müllerfamilie befand sich damals noch im dritten Stockwerk des Mühlengebäudes. Ludwig Günthers ältester Sohn Karl wurde später Organist und Königlicher Musikdirektor in Mühlhausen, sein zweiter Sohn Ernst Friedrich übernahm die Mühle vom Vater.

Ernst Steinhäuser heiratete die älteste Tochter des Bachmühlenbeitzers Gille  und war neben dem Mühlenbetrieb auch für das Gemeinwohl engagiert. Er arbeitete im Kirchen- und Schulvorstand mit und wurde 1886 zum Vertrauensmann der Müllerei-Berufsgenossenschaft berufen.

Am 1.August 1889 war im Frankenhäuser Intelligenzblatt folgendes zu lesen: „Einem geehrten Publikum von Frankenhausen und Umgebung zur Nachricht, daß meine Rosenmühle durch Verkauf an Herrn W. Haake übergegangen ist. Indem ich mich hiermit für das Wohlwollen, welches mir seit einer Reihe von Jahren von meinen werten Kunden zuteil wurde, bestens bedanke, bitte ich dasselbe auch auf meinen Nachfolger übertragen zu wollen. Hochachtungsvoll. Friedrich Steinhäuser“

Im Jahr darauf wurde Hochzeit in der Rosenmühle gefeiert, als der neue Besitzer Albert Friedrich Wilhelm Haake die Tochter des vorigen Eigentümers Auguste Bertha Steinhäuser heiratete. Wieder begann eine neue Familientradition, welche bis heute fortdauert.

Der neue Rosenmüller beabsichtigte nun, statt zweier Wasserräder nur ein einziges breites einzubauen. Gleichzeitig wollte er den defekten Fachbaum durch einen steinernen ersetzen, aber um 13 cm höher legen. Es gab mehrere Einsprüche gegen diesen Plan, hauptsächlich seitens des Marktmüllers, doch am Ende einigte man sich auf einen Kompromiß. Somit stand der technischen Erneuerung der Mühle nichts mehr im Wege. Anstatt der veralteten Steinmahlgänge wurden moderne Walzenstühle eingebaut und als Zusatzantrieb ein Gasmotor installiert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Leistung der Mühle mit 500 Tonnen im Jahr angegeben.

Aus dem Jahr 1908 ist ein Ereignis überliefert, welches auch als Anekdote der allgemeinen Stadtgeschichte gelten kann. Im November jenes Jahres fiel nämlich der jüngste Sohn des Mühlenbesitzers beim Spielen in den Ablaufkanal der Rosenmühle. Das Wasser trieb ihn über den Anger, durch die Kräme und über den Marktplatz. Da aber der Wasserlauf bereits 3 Jahre zuvor abgedeckt worden war, wurde der Kleine quasi unterirdisch bis kurz vor die Marktmühle gespült, und erst dort von beherzten Leuten gerettet, die von dem Zwischenfall erfahren hatten. Das Söhnchen hatte jedoch Glück im Unglück, wuchs heran und übernahm 1920 selbst die Leitung der Rosenmühle, gemeinsam mit seinem Bruder. Unter Kurt und Fritz Haake entwickelte sich der Betrieb stetig weiter und verzeichnete vor dem Zweiten Weltkrieg  25 Angestellte. Es wurde ein Elektromotor als Hilfsantrieb eingebaut und man erzeugte Energie für den Eigenbedarf. Bemerkenswert ist auch, daß im Jahr des Kriegsbeginns 1939 eine neue Welle für das Wasserrad bei einer Firma in Westfalen bestellt und bereits bezahlt wurde. Sie wurde auch geliefert – allerdings erst 1947!

Kurz nach Kriegsende saß die Rosenmühle, wie auch die übrigen Mühlenbetriebe, auf dem Trockenen, denn der Wasserlauf der Kleinen Wipper war durch Bombenabwürfe westlich von Frankenhausen arg beschädigt. Dem Einsatz des damaligen Bürgermeisters Schünzel ist es zu verdanken, daß diese Schäden schnell behoben wurden. Nun konnte das Wasser wieder fließen, die Mühlen wieder arbeiten und die Bevölkerung wieder mit Mahlprodukten versorgt werden. Da aber die Herstellung von Mehl und Schrot allein nicht ausreichte, um den Mühlenbetrieb wirtschaftlich zu bestreiten, handelte die Rosenmühle ab 1948 zusätzlich mit Futtermitteln und Brennstoffen. Zum Mühlenbetrieb gehörten außerdem das große Warenlager gegenüber dem Bahnhof sowie die Bäckerei Kirchner in der Klosterstraße.

Das Mühlengewerbe wurde bis 1960 aufrecht erhalten, dann änderten sich die Zeiten dramatisch und die Mühle wurde Bestandteil der LPG. Im Jahre 1976 kam es zu weiteren massiven Einschnitten als der Mühle das Wasserrecht entzogen und die Zu- und Abflußgräben verfüllt wurden. Nunmehr konnten die Maschinen nur noch mit Elektroenergie betrieben werden, und auf diese Weise setzte sich die Schrotproduktion bis 1991 fort. Mitte der 1980er Jahre gab es auch einen Brand. Auf dem Speicher hatte sich eingelagerter Mais selbst entzündet. Das geschah in jenem Jahr in mehreren Mühlen der Umgebung, da das Getreide mit einem zu hohen Feuchtigkeitsgehalt eingelagert worden war. Zum Glück konnte eine Ausbreitung des Brandes verhindert werden, so daß die Rosenmühle in ihrer imposanten Gestalt bis heute erhalten blieb.

                                        

                                                    Abb. 6   Rosenmühle – ca.1930

   

                                   

                      Abb. 7   Rosenmühle - heute                                                                       Abb. 8   Rosenmühle - Nordgiebel                                                                          

Steffen Rödiger

 

Die Mühlenbau-Anstalt Landgraf & Sohn

Zur Mühlengeschichte der Stadt Bad Frankenhausen gehört auch eine Firma, die sich mit der Herstellung von Mühlenausrüstungen befaßte. Das Firmengelände befand sich in der heutigen Kyffhäuserstraße, gegenüber der Bachmühle, womit mein kleiner Mühlenrundgang wieder am Ausgangspunkt angelangt ist.

Die Firma nannte sich Mühlenbau-Anstalt Landgraf & Sohn. Begründet wurde sie von Johann Andreas Julius Landgraf 1853 in Günserode. 1875 siedelte er sich in Frankenhausen an und 1880 trug er die Firma gemeinsam mit seinem Sohn Karl Gottlob Bernhard ins Handelsregister ein. Julius Landgraf muß ein tüchtiger und angesehener Mann gewesen sein, denn bereits 1881 wurde er in den Stadtrat von Frankenhausen gewählt. Drei Jahre darauf kandidiert er sogar für den Landtag von Schwarzburg-Rudolstadt.

Wirtschaftlich entwickelte sich das Unternehmen sehr erfolgreich, wozu auch ein Erster Preis bei der Landesgewerbe-Ausstellung in Rudolstadt beitrug. Im Jahre 1892 erweiterte man den Betrieb um ein Dampfsägewerk und eine Holzfabrik. Im gleichen Jahr kandidiert sein Sohn Bernhard für den Stadtrat, da die Amtszeit seines Vaters ausläuft. 1894 stirbt der Firmengründer Julius Landgraf im Alter von 70 Jahren. Auch unter der nunmehr alleinigen Leitung seines Sohnes wird weiter expandiert und das renommierte Zimmerei-Geschäft von Albert Weißgerber übernommen.

1920 trat in der dritten Generation Dipl.-Ing. Kurt Landgraf in den Familienbetrieb ein, den er nunmehr gemeinsam mit seinen zwei Brüdern Walther und Otto leitete.

Ursprünglich baute die Firma Landgraf & Sohn Mahlgänge, Wasserräder und einfache Mühlenausrüstungen. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts die technische Entwicklung der Getreideverarbeitung große Umgestaltungen mit sich brachte, griff  man diese Neuerungen auf und produzierte u. a. Walzenstühle, Reinigungsmaschinen, Plansichter. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Mühlen sich von ihren Wasserrädern trennten und an deren Stelle Turbinen einbauten, erhielt auch die Firma aus Frankenhausen zahlreiche Aufträge. 1906 lieferte sie 2 Francisturbinen für das neu gegründete Elektrizitätswerk an der Mühle Bretleben, 1907 wurde der gleiche Turbinentyp in die Papiermühle Seega eingebaut. Außerdem wurden auch ganze Mühlenanlagen umgebaut oder neu projektiert, wie z.Bsp. 1901 die hiesige Marktmühle, 1896 die Kreuzmühle Schmalkalden, 1906 die Ölmühle Filss in Erfurt, 1912 die Valentinsmühle bei Weida. Dafür gab es ein eigenes Konstruktionsbüro.

Zudem fungierte Landgraf & Sohn für die Motorenfabrik Darmstadt als Agentur für den Thüringer Raum. So besaß also die Firma mehrere Standbeine und beschäftigte

entsprechend den oben genannten Betätigungsfeldern Arbeiter verschiedener Berufsgruppen. In den 1930er Jahren allerdings brachte die allgemeine Wirtschaftskrise auch den Frankenhäuser Betrieb in Schwierigkeiten und führte zu Entlassungen und zeitweiliger Produktionsverlagerung.

Zum Renner entwickelte sich die von dem Ingenieur Georg Eisgruber erfundene Ausmahlmaschine, worauf die Firma zahlreiche Patente besaß. Diese besaß zwei waagerechte Druckwalzen und darunter zwei senkrecht stehende Mahlsteine. Eingesetzt wurde sie zum Ausmahlen von Grießen, Dunsten und Kleie und meist stand sie am Ende des Vermahlungsprozesses. Produziert wurde sie unter dem Namen „Fanal“ in einfacher und doppelter Ausführung. Aus ganz Deutschland spendeten Müller und Mühlenbesitzer Lob und Annerkennung für die Fanal. Aus der Mühle Tannheim bei Villingen/ Baden schreibt Alois Blessing am 30.Oktober 1934 folgendes: „Die Fanal Größe 1 ist bei mir nunmehr seit ca. 6 Monaten im Betrieb und kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß ich mit der Maschine sehr zufrieden bin. Die Mehle sind hell, locker und sehr backfähig. Der Kraftverbrauch ist sehr gering. Diese Maschine kann ich jeder Klein- und Mittelmühle nur bestens empfehlen.“

Trotz dieses Erfolgs und zahlreicher Aufträge wirkte sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges gleichfalls negativ auf das Unternehmen aus. Zahlreiche Mitarbeiter wurden einberufen und der Betrieb mußte Zubehör für die Rüstungsindustrie liefern. Nach einem kurzzeitigen Produktionsstop wurde unmittelbar nach Kriegsende das Fertigungsprogramm wieder auf Müllereimaschinen umgestellt und 1946 beschäftigte man bereits wieder 61 Arbeiter. Nach Gründung der DDR wurde der Betrieb in Volkseigentum überführt und in VEB Fanal umbenannt. In den 1970er Jahren wurde er in das Kombinat Kyffhäuserhütte Artern eingegliedert und mit Mühlenbau hatte man nun kaum noch etwas zu tun.

Leider wurden nach Abwicklung des Betriebes bzw. Kombinates im Jahre 1990 die meisten Unterlagen vernichtet. Doch in manchen Mühlen kann man noch heute Erzeugnisse aus der Mühlenbau-Anstalt Landgraf & Sohn finden und besichtigen. Deshalb zum Schluß einige Anregungen für den bevorstehenden Mühlentag (Pfingstmontag, 5.6.):

- Steinfahrtsmühle Greußen (Ziegenhof Peter)

- Stadtmühle Allstedt

- Wassermühle Ritzgerode (nördlich von Sangerhausen)

- Claudermühle Denstedt (östlich von Weimar, die Mühle ist noch in Betrieb).

                                  

                       Abb. 9   Ausmahl-Walzenstuhl „Fanal“ der Mühlenbauanstalt                   Abb. 10   Werbung der Mühlenbauanstalt Landgraf & Sohn

                                    Landgraf & Sohn

Steffen Rödiger

 

      

  

Die Teichmühle

Mit der Teichmühle, welche zwischen Frankenhausen und Rottleben gelegen ist, möchte ich die erste Artikelserie beschließen. Sie hat zweierlei mit der in Folge 1 vorgestellten Bachmühle gemeinsam: ihr Wasserrad wurde vom Thaleber Bach angetrieben und sie gehörte ursprünglich dem Zisterzienser-Nonnenkloster von Frankenhausen. In der Umgebung der Teichmühle soll sich ja einstmals eine ganze Siedlung namens …. Befunden haben, so daß die Mühle vermutlich deren Bewohner versorgte und somit eine weitaus längere Geschichte besitzt, als die schriftlich überlieferten Dokumente ausweisen. Letztere beginnen 1505, als die Mühle an einen Stephan Schieken als Erblehn gegeben wurde. Nach Einführung der Reformation und Auflösung der Klöster kam die Mühle zum Amt Frankenhausen, welches die Mühle verpachtete. Im Pachtvertrag war vermerkt, daß der Müller und das Amt gleichermaßen den Unterhalt der (2) Wasserräder zu tragen haben; daß die Mühlwellen, Mühlsteine und alle weiteren Werkzeuge auf Amtskosten auf die Mühle gebracht werden, wo der Müller sie auf eigene Kosten herrichten und einbauen muß. Von 1599-1626 war ein gewisser Andreas Thomas Pächter. Als danach Wolf Sonderhoff, ein gelernter Zimmermann, die Mühle übernahm, merkte er sehr bald, daß sein Vorgänger den Fachbaum gesenkt hatte. Als Folge lief weniger Wasser auf die zwei oberschlächtigen Räder der Mühle und die Leistung fiel entsprechend geringer aus. Sonderhoff meldete diese Veränderung und sie wurde von mehreren Müllern aus der Umgebung begutachtet und bestätigt. Daraufhin wurde der vorige Pächter Thomas vernommen, der jedoch die Tat abstritt und sich obendrein so ungebührlich benahm, daß er umgehend in Arrest genommen wurde. Später stellte sich heraus, daß er die Dorfmühle Rottleben übernommen hatte und bei jener den Fachbaum erhöht hatte. Somit hatte die Teichmühle doppelten Nachteil zu leiden. Allerdings mußte sich Thomas wegen der eigenmächtigen Manipulationen vor Gericht verantworten. 

Um solche in Zukunft auszuschließen, wurde am 20.Mai 1628 bei der Teichmühle ein Sicherpfahl gesetzt, eine amtliche Akt, bei welchem sogar der Graf Albrecht Günther zu Sondershausen und Hohnstein zugegen war.

Um 1700 gibt es eine Auseinandersetzung anderer Art um die Teichmühle. Zur damaligen Zeit hatte die Teichmühle einen Mühlenbann über das Dorf Esperstedt, d.h. die Einwohner waren gezwungen, sich mit ihrem Mahlgut zur Teichmühle zu begeben und dort mahlen uns schroten zu lassen. Die damalige Besitzerin hatte sich beschwert, daß einige Esperstedter diesen Mühlenbann umgingen, indem sie ihr Korn zu anderen Mühlen schafften. Auf diese Anschuldigung hin, beschwerte sich der Dorfschulze von Esperstedt gleichermaßen, daß die Esperstedter Mahlgäste an der Teichmühle oftmals schlecht bedient wurden. Man ermahnte beide Parteien, ihren gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Doch wie man sich denken kann, dauerte es nicht lange, bis neuer Streit aufflammte. Als in Esperstedt 1743 die erste Windmühle errichtet wurde, ließen viele Dörfler nun dort mahlen, zumal sich die Verhältnisse an der Teichmühle nicht gebessert hatten und sie manchmal bis zu 8 Tagen warten mußten! Der Teichmüller jedoch pochte auf die Einhaltung seiner Rechte. Er zeigte zahlreiche Einwohner Esperstedts an und veranlaßte die Beschlagnahme der Metze des Windmüllers. Außerdem forderten die Besitzer 1200 Reichstaler Schadenersatz. Um weiteren Auseinandersetzungen vorzubeugen kaufte Windmüller Bloße 1750 selbst die Teichmühle, mitsamt dem Zwangsmahlrecht! In den folgenden Jahrzehnten wandert die Immobilie nun durch zahlreiche Hände, wobei es ebenfalls genug Streit gibt, denn manche der neuen Besitzer können oder wollen den vereinbarten Preis nicht bezahlen. Erst 1794 zieht unter dem Müller Gottfried Heinrich Runkewitz wieder ein beständiges Leben und Wirtschaften ein. 1798 wird ihm gestattet, eine Öl- und Graupenmühle anzulegen. Im gleichen Jahr kommt es zu einem Vergleich mit der Gemeinde Esperstedt, welche für 325 Reichstaler die Aufhebung des Mahlzwanges erkauft. Den Einwohnern steht es nun frei, wohin sie ihr Getreide zum mahlen und schroten bringen. Ebenso darf die Teichmühle Getreide aus dem Ort abholen und Mehl oder Schrot wieder zurückliefern. Aber noch im Jahr 1849 beschweren sich die Einwohner: „Die Gemeinde Esperstedt muß ihr Getreidig von dort in die Teichmühle bei Rottleben zum Mahlen schicken und was ist das für ein Weg, namentlich bei Regenwetter, eine Chaussee haben sie dort nicht und die leichtesten Wagen versinken auf dem Wege den Solgraben entlang bis an die Achsen in den Schlamm.“  Warum der oben erwähnte Vergleich nicht durchgesetzt wurde, muß wahrscheinlich ein Rätsel bleiben. 1843 verkaufen die Runkwitzschen Erben die Mühle und der neue Besitzer läßt sie modernisieren. Am 4.4. 1846 erscheint im Frankenhäuser Intelligenzblatt folgende Anzeige: „Weizenmehl, gemahlen auf der neu errichteten amerikanischen Walzmühle, wird angeboten. Friedrich Vocke“. Die Teichmühle vermahlt auch Roggen und betreibt Mehlhandel. Bereits wenige Jahre später investiert Vocke wieder in die Mühlentechnik, und in einer weiteren Anzeige gibt er bekannt: „Da der Mühlenbau seinem Ende naht, so bin ich in den Stand gesetzt, von jetzt ab alles große und kleine Mahlen wieder aufnehmen zu können. Auf der Walz-Mahlmühle wird unter den alten Bedingungen gemahlen; dagegen aber werden auf Verlangen auf der neu hergerichteten Zylinder-Mühle kleine und große Posten aufgenommen und gemahlen.“  Das Geschäft floriert in jener Zeit, und die Stadt Frankenhausen bemüht sich um die Eingemeindung des einzeln gelegenen Mühlengehöfts. Wegen der pfarrrechtlichen Zugehörigkeit zur Gemeinde Rottleben und anderer Punkte gab es darüber Auseinandersetzungen, die sich bis nach 1859 hinzogen. 1861 trifft den Mühlenbesitzer persönlichem Unglück, denn innerhalb von 10 Wochen sterben eine Tochter und ein Sohn.

Zwanzig Jahre später befindet sich die Mühle im Besitz des Kommerzienrates Hugo Hornung, aber genauere Angaben sind ab da kaum noch verzeichnet. Für die Landwirtschaft, die seit jeher zur Teichmühle gehörte, werden ab und an Arbeitskräfte gesucht; und 1910 wird die Mühle nur noch im Nebenerwerb betrieben. Wann sie endgültig stillgelegt wurde konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges spielen sich dramatische Szenen an der Mühle ab, als ein Trupp Volkssturm dort versucht, die vorrückenden Amerikaner aufzuhalten und dabei ums Leben kommt. 1945 werden die Mühlenländereien im Zuge der Bodenreform der Stadt Bad Frankenhausen übergeben, und ein Jahr später an Neu- und Umsiedler aufgeteilt. Die Gebäude werden für die neuen Bewohner umgebaut, dabei wird auch die Mühlentechnik entfernt. Nur vom Wasserrad kann man noch heute wenige Überreste erkennen.

Steffen Rödiger

Quellennachweis

Unter Verwendung von Akten aus dem Stadtarchiv Bad Frankenhausen, dem Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt, Artikeln des Frankenhäuser Intelligenzblattes, Eintragungen der Kirchenbücher sowie persönlichen Angaben von Gertrud und Heinz Haake, Fotos aus dem Bestand des Heimatmuseum Bad Frankenhausen