Elektrifizierung
   
 
 
                                                                                                

 
 
ELEKTRIFIZIERUNG

 

Im Jahre 1899 war die Errichtung des Gaswerkes ein Novum für die Stadt und seine Einwohner sowie ein bedeutender Schritt für die industrielle Entwicklung. Die ehrwürdigen Gaslaternen oder die Gasbeleuchtung im Wohn- und Geschäftsbereich sollten nach etwa acht Jahren schon wieder veraltet sein.

Die Energiequelle Gas hat sich gegen ein neues Konkurrenzprodukt, die Elektrizität, zu behaupten. Gerade 1909 erfolgte die vertragliche Rückführung des Gaswerkes von der Sächsisch-Thüringischen AG in Erfurt (Abb. 1, Briefkopf der Firma, 1907) /1/ in das Eigentum der Stadt und schon ebnen sich modernere oder sich ergänzende Wege des Energietransportes. Beginnend mit dem Jahr 1888 trat die Elektrizität ihren Siegeszug in Deutschland an. Elektroenergie war billiger als Gas und Petroleum und weitaus sauberer und ungefährlicher.

Die Stadt beschäftigte sich, nicht zuletzt durch das Drängen der Handwerksbetriebe und gewiß auch die Einflussnahme des Technikums, bereits seit 1907 mit der eigenen städtischen Elektrizitätsherstellung oder auch mit dem Anschluß an das Elektrizitätswerk Bretleben.

Erst 1912 wurde vom Stadtrat die Entscheidung zum Anschluß an das Elektrizitätswerk in Bretleben getroffen.

Nicht nur die Aushandlung eines günstigen Vertrages, sondern auch die Verteilung und Zuständigkeit in der Stadt musste unter Berücksichtigung von Erfahrungen anderer Städte geklärt werden.

Trotz der Petition vom März des Jahres 1909 von 172 Fabrikanten, Geschäftsleuten und Persönlichkeiten unserer Stadt zur Bereitstellung von Elektrizität, kam erst am 13.02.1913 der Vertrag zur Stromlieferung zwischen der Stadtgemeinde und dem Elektrizitätswerk Bretleben zustande (Abb. 2, Briefkopf der Firma, 1907). /1/

 

             

Abb. 1                                                                                                             Abb. 2

    

Die 10 000 V-Hochspannungsleitung sollte an die bestehende Trasse Esperstedt - Seehausen angeschlossen werden. Die Weiterführung der Holzmastenstrecke erfolgte entlang des Flutgrabens, danach entlang der Bahnlinie, am Uporn vorbei (Abb. 3, Endmast am Uporn, 2005) zur Florian-Geyer-Siedlung und schließlich entlang des Göllinger Weges bis zur Trasse Seega – Rottleben. Die beschriebene Trassenführung ist weitestgehend auch heute noch erhalten und in Nutzung.

Anfang Juni des Jahres 1913 erfolgte die Inbetriebnahme der erläuterten Freileitung (Abb. 4, Freileitung südlich der Florian-Geyer-Siedlung, 2005). Die Transformatorenstationen in der Bahnhofstraße Ecke Weidengasse und am Anger, die über Hochspannungskabel eingespeist wurden, sorgten für die Bereitstellung von 380 V Drehstrom und den erforderlichen 220 V Haushaltswechselstrom. Die Zuführung in die Stadt erfolgte als Freileitung und auch mittels Kabel.

 

                         

             Abb. 3                                                                                                          Abb. 4

Mit der Erschließung der zentralen Elektroenergieversorgung für unsere Stadt, war auch das Ende der Dampfmaschinen, Dieselmotoren mit Transmissionen und die individuelle Strom-erzeugung eingeleitet.   

Eckhard Pförtner                                                                                                                                                  März 2005

Quellennachweis

/1/   Stadtarchiv Bad Frankenhausen, Bauakten des Fürstlich Schwarzburgischen         

       Landratsamtes Frankenhausen 1/ VIII - 53

Erster Nachtrag

Während die Transformatorenstation in der Bahnhofstraße mit ihrem typischen quadratischen Grundriß abgerissen wurde, existiert die bauliche Substanz der Anger-Station noch heute an der Umfassungsmauer zum botanischen Garten. (Abb. 1 des 1. Nachtrags, 2005)

            

                  Abb. 1

Eckhard Pförtner                                                                                     Juni 2007